Kommentar:Erfolg mit Schattenseiten

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Die Meldung der IHK darf nicht Anlass sein, sich zurückzulehnen, denn das ungebrochene Wachstum bringt große Probleme

Von Andreas Ostermeier

Der Landkreis schwimmt auf einer wirtschaftlichen Erfolgswelle. Zu erkennen ist diese unter anderem an der niedrigen Arbeitslosenquote, die näher bei zwei als bei drei Prozent liegt, an den stetig steigenden Gewerbesteuern oder eben an der Zufriedenheit der Betriebe, die sich in der Befragung der Industrie- und Handelskammer ausdrückt. So gibt es Lob für die Straßenverbindungen, die Motivation der Mitarbeiter und die Energieversorgung. Zu diesen wichtigen Punkten dürfen als Standortvorteile mindestens noch die breite Palette an Schulen und das dicht gewebte Netz des öffentlichen Nahverkehrs hinzugezählt werden.

Also alles gut? Nun, der Erfolg hat im Landkreis, wie in der gesamten Region München, auch Schattenseiten. Und die zeigen sich bereits: hohe Preise für Wohn- und Gewerberäume, volle Straßen und eine Landschaft, die immer dichter bebaut wird. Setzt sich der wirtschaftliche Erfolg in seiner herkömmlichen Form fort, gefährdet er die Lebensqualität in der Region, die viel zu tun hat mit dem Freizeitwert des stadtnahen Grüns sowie der Nähe von Bergen und Seen. Dafür sind München und die S-Bahnregion bekannt und beliebt. Einbußen am Freizeitwert werden daher auch ökonomische Folgen haben.

In der Umfrage beklagen Firmen den zunehmenden Mangel an Fachkräften, die IHK nennt Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern deshalb ein Herzensanliegen. Das ist sicher richtig, wenn man den Erfolg in herkömmlicher Form fortschreiben will, denn die Entwicklung von Firmen hängt von qualifizierten Mitarbeitern hängt ab. Eine erfolgreiche Zukunft im Landkreis braucht jedoch etwas anderes als noch mehr Firmen, noch mehr Pendlerverkehr und noch mehr Wohn- und Gewerbebauten. Soll der Landkreis lebenswert bleiben, müssen auch die Unternehmen darüber nachdenken, wie sich wirtschaftliche Prosperität verbinden lässt mit weniger Verkehr und weniger Landschaftsverbrauch. Diese Aufgabe sollte deshalb die IHK-Gremien künftig ebenso beschäftigen wie der Nachwuchs an Fachkräften.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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