Kommentar:Emmering hat eine Chance vertan

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Es erscheint töricht, ein zukunftsweisendes Projekt abzulehnen, ohne es im Mindesten geprüft zu haben.

Von Manfred Amann

Mit der grundsätzlichen Ablehnung eines Wasserkraftwerkes an der Amper an der Stelle, wo ohnehin schon eine nutzbare Wasserströmung vorhanden ist, hat Emmering grob gesagt die Chance zu prüfen vertan, ob dort für etwa zehn Prozent der Haushalte dauerhaft Strom erzeugt werden kann. Kaum jemand hat Zweifel, dass die Energiewende beziehungsweise das Landkreisziel, bis 2030 ausschließlich mit erneuerbarer Energie auszukommen, nur erreicht werden kann, wenn alle Möglichkeiten der alternativen Stromerzeugung ausgeschöpft werden. Und in kaum einer anderen Kommune am Fluss sind die Voraussetzungen für eine neue Nutzung der Wasserkraft derart günstig, wie an dieser Stelle, an der eher zufällig eine Brücke über das Gewässer führt und die auch nur am Rande und nicht inmitten einer geschützten Landschaft liegt.

Die Gemeinde braucht sich auch keine Sorgen machen, dass je ein Windrad die Landschaft verschandelt, und ein Solarfeld, für das am nördlichen Gemeinderand eine Fläche vorsorglich reserviert wurde, wird das Ortsbild auch kaum beeinträchtigen. Das Argument, dass ein Kraftwerksgebäude und eine Mauer zum Wasseraufstau und zur Optimierung der Strömung nicht in die idyllische Landschaft passe, ist nachvollziehbar, sollte angesichts des wirtschaftlichen Nutzens aber zweitrangig sein. Es besteht kein Zweifel, dass der Bau eines Kraftwerkes einen beachtlichen und nachhaltigen Eingriff in die Landschaft bedeuten und auch Auswirkungen auf das gesamte Gewässersystem haben würde.

Doch wären die Folgen wirklich so gravierend? Niemand weiß das, weil es nicht geprüft wurde. Und da setzt die eigentliche Kritik an. Unbestritten, die Gemeinderäte aller Fraktionen haben sich umfassend informiert und die Gründe für die Ablehnung sind nicht von der Hand zu weisen. Aber ob all das, was vorgebracht wurde, auch wirklich zutreffen würde, ist nicht belegt. Die richtige Entscheidung wäre daher gewesen, in die Planung einzusteigen und so im Dialog mit den Fachbehörden vom Naturschutz, mit dem Wasserwirtschaftsamt und vor allen mit den Bürgern auszuloten, ob der Bau eines Wasserkraftwerkes an der Stelle überhaupt möglich wäre und toleriert würde.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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