Kommentar:Einzelhandel im Wandel

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Erfolgreiche Geschäftsleute wissen, dass sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen dürfen. Wenn im Stadtzentrum von Fürstenfeldbruck immer wieder Läder schließen, hat das viele Gründe. Einer ist das geänderte Einkaufsverhalten

Von Stefan Salger

Erfolgreiche Geschäftsleute wissen, dass man sich nie auf seinen Lorbeeren ausruhen darf. Was heute gefragt ist, kann morgen schon mega-out sein. Der stete Wandel der Gesellschaft und ihres Einkaufsverhaltens ist denn auch einer der Gründe, warum es immer wieder zu Pleiten, Leerständen, in der Folge aber auch zu Neueröffnungen kommt. Fürstenfeldbrucks Lage ist im Vergleich zu benachbarten Kleinstädten nicht besorgniserregend. Mit persönlicher Beratung und Zusatzangeboten wie beispielsweise einem Lieferservice gelingt es vielen Geschäftsleuten, sich gegen das übermächtige München zu behaupten. Die Stadt kann mit einer gewerbefreundlichen Politik unterstützen: vor allem mit der Schaffung von Aufenthaltsqualität im Zentrum, mit einer maßvollen und durchdachten Ausweisung von Kurzzeitparkplätzen sowie mit der Zügelung des großflächigen Einzelhandels an der Peripherie.

Dies alles freilich kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Betrieb eines kleinen Ladens unternehmerische Risiken birgt. Selbst wenn eine gute Geschäftsidee vorhanden und ein schlüssiger Businessplan ausgearbeitet worden ist, bleibt immer ein Stück "Trial and Error". Weil Teile der Kundschaft lieber im Internet einkaufen, werden sich auf Dauer zudem nicht alle Fachgeschäfte halten können. So sind Buchläden ebenso wie Internetcafés, Copyshops oder Druckertankstellen weitgehend verschwunden und Mode- oder Elektrogeschäfte haben einen schweren Stand. Andererseits sind viele Kunden offenbar bereit, für gute Qualität und lokal produzierte Waren mehr Geld auszugeben.

Mit Appellen, einen Beitrag zum Erhalt der Innenstadt zu leisten, lässt sich gleichwohl wenig erreichen. Entscheidend ist das Preis-Leistungsverhältnis, das jeder Kunde anders interpretiert. Weil die grenzenlose und rund um die Uhr geöffnete Einkaufswelt im Internet aber weder das Anfassen und Riechen, noch die fachkundige Beratung und das "Einkaufserlebnis" ersetzen kann, wird immer Raum bleiben für kleine, gut geführte Läden. Dass deren Zahl wegen des relativ hohen Personalaufwands bei überschaubaren Umsätzen insgesamt eher sinkt, ist dem Wandel des Einkaufsverhaltens geschuldet - und bei aller Sympathie letztlich wohl hinzunehmen.

© SZ vom 11.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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