Kommentar:Einstürzende Altbauten

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Die Stadt Puchheim steht finanziell gut da. Deshalb muss sie jetzt nachholen und sanieren, was jahrelang versäumt wurde

Von Peter Bierl

Die Stadt Puchheim hat große Pläne. In naher Zukunft soll ein komplett neues Zentrum entstehen, mit kulturellen Einrichtungen, Gastronomie, ein paar Läden und Wohnungen und einem großzügigen zentralen Platz. Dieses Megaprojekt befindet sich seit dreizehn Jahren in der Planung, aber die Umsetzung könnte sich verzögern. Denn immer mehr Geld, Zeit und Personal müssen investiert werden, um die vorhandene Infrastruktur zu erhalten.

Die Wohnungen im Altenheim Haus Elisabeth entsprechen nicht mehr pflegerischen Standards, und das Schwimmbad ist erneuerungsbedürftig. Im Rathaus enthüllte der Bruch eines Heizungsrohres unter der Bodenplatte, dass die gesamte Schachtanlage Pfusch ist, das Sportzentrum muss für 2,3 Millionen saniert werden, dazu kommt nun die Lüftung für eine Schießanlage.

Bei den Haushaltsdebatten war neulich von einem Investitionsstau die Rede. Den hat Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) zwar beim Amtsantritt zum großen Teil geerbt, gleichwohl ist dieser hausgemacht. Er muss ihn auflösen. Das Personal im Rathaus wurde knapp gehalten, um einem schottischen Sparsamkeitsideal zu entsprechen, es fehlen die Kapazitäten, um wichtige Vorhaben anzugehen. Manche Projekte wurden immer wieder verschoben oder erscheinen als zu teuer und nebensächlich. Wie weit diese Praxis ging, zeigt sich nun an jener Schießanlage, die den Vorschriften zum Gesundheitsschutz widerspricht und längst hätte geschlossen werden müssen. Seit Jahren ist der Missstand im Rathaus bekannt, wurde aber ignoriert.

Die Stadt Puchheim steht dank hoher Steuereinnahmen und betonter Sparsamkeit finanziell glänzend da. Das hat seinen Preis, und der wird von Bürgermeister, Stadtrat und Verwaltung zunehmend eingefordert. Richtig war, das Personal aufzustocken, etwa im Bauamt. Als Nächstes ist eine Prioritätenliste fällig, auf der Neubauten stehen müssen, etwa für den maroden Bürgertreff, Geld für den sozialen Wohnungsbau und die Sanierung von Altbauten. Bürgermeister und Stadtrat mögen darauf zwar keine Lust verspüren, es wird ihnen aber nichts anderes übrig bleiben.

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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