Kommentar:Eine Reihe von Versäumnissen

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Die Suche nach Wohnraum ist das Thema Nummer eins und wird die Kommunen vor schwierige Aufgaben stellen

Von Gerhard Eisenkolb

Der Bau von bezahlbaren Mietwohnungen ist spätestens mit dem massiven Zustrom von Flüchtlingen zum beherrschenden politischen Thema im Landkreis geworden. Inzwischen sehen auch die meisten Kommunalpolitiker ein, dass es nicht mehr genügt, die wenigen verfügbaren Grundstücke fast ausschließlich mit Einfamilien- und Reihenhäusern zuzubauen. Und längst geht es nicht mehr nur um Zuzügler, die in der Boomregion München einen Arbeitsplatz finden, oder um Flüchtlinge, sondern es sind vermehrt auch Einheimische, die keine Wohnung mehr finden. Leider gibt es noch nicht einmal Ansätze zur Lösung des Wohnungsproblems. In einer solch unbefriedigenden Situation sollte bereits die Aussicht, über ein interkommunales Konzept zur Siedlungsentwicklung diskutieren zu können, ein Hoffnungsschimmer sein.

Wer an diesem Projekt mitarbeitet, hat Versäumnisse von Jahren im Mietwohnungsbau anzugehen und eine ganze Reihe von Widersprüchen aufzulösen. Beispielsweise den, dass das den Landkreis prägende Wohnmodell der vergangenen Jahrzehnte, im Familien- oder Reihenhaus zu leben, an eine Grenze stößt. Zudem lässt sich das alte Siedlungsmodell nicht einfach um einige Kilometer in Richtung Westen verschieben, ohne wichtige Frei- und Erholungsräume sowie ein weiteres Stück der über Generationen gewachsenen Identität des Landkreises preiszugeben.

Geht es, wie es für die Struktur- und Potenzialanalyse gefordert wird, also um ein ganzheitliches Konzept zur Siedlungsentwicklung, gilt es, radikal umzudenken. Die Frage, wo sich der Landkreis wie entwickeln kann und soll, ist entscheidend für die Zukunft der gesamten Region an der Amper und die Lebensqualität der hier wohnenden Menschen. Umso erstaunlicher ist es, dass ein Drittel der Kommunen es nicht einmal für nötig hält mitzumachen. Auch wenn die Initiative viel zu spät kommt, ist es wichtig, die sich bietenden Chancen zu nutzen. Dazu bedarf es einer großen Beteiligung der Bürger. Schließlich ist die Zukunft ihres Lebensraums zu wichtig, um dies nur Zufällen, den Interessen von Grundeigentümern und Bauträgern oder Planern und Politikern zu überlassen.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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