Kommentar:Eine Frage der Identität

Lesezeit: 1 min

Durch bürgerschaftliches Engagement könnte im alten Kino ein Ort für Klein- und Experimentalkunst entstehen. Deshalb sollte ein Förderverein die Verantwortung für die Nutzung tragen und kein professioneller Mieter.

Von Florian J. Haamann

Oberflächlich betrachtet, mag es wie eine Petitesse wirken. Doch die Frage, ob der Förderverein die Verantwortung für die Nutzung des Lichtspielhauses trägt oder ob ein Marionettentheater einzieht, dessen Programmgestaltung der Verein mehr oder weniger mitbestimmen kann, ist eine Frage der Identität - für das alte Kino und für den Kulturstandort Fürstenfeldbruck. Immerhin geht es um ein Gebäude im Herzen der Stadt, entworfen von Adolf Voll, dessen Häuser bis heute das Ortsbild prägen. In diesem Saal könnte nun also durch bürgerschaftliches Engagement eine Bühne für lokale Künstler und spannende Projekte entstehen, die etwa im Veranstaltungsforum keinen Platz finden, weil sie nicht genug Geld erwirtschaften. Mit so einem Angebot könnte die Kreisstadt ihr kulturelles Profil abrunden, von Hoch- über Vereinskultur bis hin zur Klein- und Experimentalkunst wäre dann alles in Fürstenfeldbruck zu finden. Welche andere Gemeinde im Landkreis kann das von sich behaupten?

Diese einmalige Kombination aus Gebäude und Konzept ist eine historische Chance, die man nicht leichtfertig verpassen sollte, nur weil ein gewerblicher Nutzer vermeintlich mehr Sicherheit bietet als ein Verein mit Ehrenamtlichen. Und selbst die Vermietung an das durchaus interessante und sympathische Marionettentheater ist längst keine Garantie für Erfolg, denn ob und wie gut so etwas angenommen wird, müsste sich auch erst einmal zeigen. Angesichts der Konkurrenz in München und der überschaubaren Zielgruppe wäre die Hoffnung auf eine Brucker Puppenkiste sehr kühn.

Klaus Pleil bittet um Vertrauen, dass er schon einen guten Kompromiss aushandeln wird - und das würde er höchstwahrscheinlich. Doch Bruck hat mehr verdient als einen guten Kompromiss. Deswegen sollten der Bürgermeister und alle anderen Stadträte dem Förderverein vertrauen, falls dieser bei der Bewerbung ein überzeugendes Konzept vorlegt. Der Bürgermeister sagt, wenn die Zusammenarbeit mit einem anderen Mieter nicht so funktioniere, müsse man ihn eben rauswerfen. Warum nicht andersrum? Der Förderverein als lokaler Interessent bekommt den Vortritt, und wenn das Konzept nicht aufgeht, bricht man das Experiment ab. Dann kann man immer noch einen gewerblichen Mieter suchen.

© SZ vom 21.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: