Kommentar:Eine eklige Angelegenheit

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Nach 23 Jahren ist es an der Zeit, Biomüll in anderen Tüten einsammeln zu lassen

Von Gerhard Eisenkolb

Auch für das Abfallwirtschaftskonzept im Landkreis gilt: Nicht alles, was mal vorbildlich und fortschrittlich war, muss das auf Dauer bleiben. Insofern ist es sinnvoll zu fragen, ob die 1992 eingeführte Biomüllerfassung noch zeitgemäß ist und wo Verbesserungsbedarf besteht. Und zwar unabhängig von den Überlegungen des Energiewendevereins Ziel 21, die werthaltigen Bioabfälle zu einem Baustein des regenerativen Energiekonzepts auszubauen und mit der Einführung von Biotonnen das Aufkommen zu steigern. Zurzeit sind die rund 50 Prozent Eigenkompostierer mit Garten bevorzugt. Sie sparen sich Müllgebühren und eine Menge Unannehmlichkeiten. Essensreste und Gemüseabfälle 14 Tage lang in einer Wohnung aufzubewahren, kann nämlich rasch unappetitlich werden.

Das liegt vor allem daran, dass die oft wasserhaltigen und sich schnell zersetzenden Küchenreste auch nach nun 23 Jahren in Tüten gesammelt werden. Es dauert einfach zu lange, bis im Rhythmus von 14 Tagen die Müllmänner die am Straßenrand liegenden Papiertüten oder die ebenfalls nicht wasserdichten Säcke aus Maisstärke abholen. An den Tagen, an denen das geschieht, haben nicht nur Straßen in Fürstenfeldbruck das Flair süditalienischer Städte, in denen die Müllwerker streiken. Es muss am Abholtag nicht mal regnen, damit die Tüten durchweichen oder zerreißen. Hygieneprobleme hat man, so ehrlich muss man sein, auch mit Biotonnen oder nicht richtig gepflegten Komposthaufen. Zudem stinkt der Bioabfall im Sommer zum Himmel und zieht Fliegen und Ungeziefer an. Wer Abfälle trennt, weiß das natürlich, weshalb viele ihre heiklen Küchenreste lieber gleich mit dem Restmüll entsorgen. Das passt auch dem Landkreis. Schließlich hat der festere Biomüllrest in den Tüten mehr Energie, was sich für den Abfallwirtschaftsbetrieb in höheren Erlösen niederschlägt.

Rund 2,3 Millionen Papier- und Stärkesäcke kauft der Landkreis pro Jahr. Bei einem derartigen Bedarf sollte es möglich sein, künftig nur solche Säcke zu erwerben, die nicht mehr durchweichen. Lohnen sollte sich das wegen des zu erwartenden höheren Aufkommens. Entsprechende Tüte gibt es schon lange.

© SZ vom 02.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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