Kommentar:Eine Agrarreform, die allen nutzt

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Die neuen EU-Bestimmungen schaffen mehr ökologische Flächen. Das ist gut, auch wenn es sich vor allem um Ackerränder handelt

Von Gerhard Eisenkolb

Endlich mal eine Agrarreform, von der alle etwas haben, nicht nur die ständig mit der Agrarpolitik hadernden Bauern. Ohne EU-Subventionen sähe die Landschaft im Landkreis sicher noch gleichförmiger und gesichtsloser aus, als sie teilweise schon ist. Trotzdem ist es ein großer Fortschritt, die Fördermittel nicht mehr wie bisher mit der Gießkanne zu verteilen, oder wenn die Bodennutzung und Tierhaltung intensiviert wird, sondern die Zahlung von Zuschüssen mit ganz konkreten Gegenleistungen für die Gesellschaft zu verbinden. Die Gegenleistung besteht in diesem Fall in der Verpflichtung, über die Schaffung naturverträglicher ökologischer Vorrangflächen eine artenreiche Landschaft, gesunde Böden und saubere Gewässer zu erhalten.

Landwirte, die weiterhin europäische Agrarsubventionen erhalten wollen, werden also dazu gezwungen, ihrer Verantwortung für den Erhalt einer artenreichen Landschaft nachzukommen. Wie die Bilanz des Fürstenfeldbrucker Amts für Landwirtschaft zeigt, tun das die Bauern im Landkreis. Auch deshalb, weil ihnen wohl nichts anders übrig bleibt. Dabei ist es nicht entscheidend, ob das widerwillig geschieht oder nicht. Was zählt ist das Ergebnis - und das sind im Landkreis wohl rund 900 Hektar mehr an ökologischen Flächen, auf denen eine schonende, extensive und vor allem ökologische Bewirtschaftung einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leistet. Das entspricht der doppelten Fläche des sich über drei Landkreise erstreckenden Naturschutzgebiets Ampermoos oder fast der dreifachen Fläche des Englischen Gartens in München.

Wie groß dieser Effekt wirklich ist, geht in der Wahrnehmung verloren, weil es sich nicht um zusammenhängende Flächen handelt, sondern um oft nur einige Meter breite neue, ebenfalls bewirtschaftete Grünstreifen am Feldrand. Da auf bestimmten Flächen sogar weiter gespritzt und gedüngt werden darf, mag das in den Augen von Naturschützern den Vorrang ökologischer Ziele ad absurdum führen. Optimale Effekte für die Umwelt wären zu erzielen, wenn die Vorrangflächen vor allem an Gewässern, Wald- und Heckenrändern lägen. Dann wären die Veränderungen der Landschaft augenfälliger. Die eingegangenen Kompromisse sind der Preis, ohne den es die ökologische Agrarreform wohl überhaupt nicht gäbe.

© SZ vom 08.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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