Kommentar:Ein Zeichen von Schwäche

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Die CSU hat es versäumt, rechtzeitig einen neuen Landtagskandidaten aufzubauen

Von Gerhard Eisenkolb

Arbeiten viele in einer Partei, einem Verein oder in einer Organisation an einer Sache, kommt das in der Regel dem gemeinsamen Ziel nur zugute. Anders verhält es sich im CSU-Kreisverband, wenn sich dort nun ein Kreis von wohl zehn bis 15 Mitgliedern dafür interessiert, im Landtag die Nachfolge von Reinhold Bocklet anzutreten. Wer aus dem parteiinternen Auswahlverfahren als Sieger hervorgeht, hat das Ticket für den Landtag so gut wie sicher in der Tasche. Deshalb ist in diesem speziellen Fall eine einmalig hohe Zahl von Bewerbern auch ein Zeichen von Schwäche. Gerade weil es niemanden gibt, der sich aufdrängt oder hervorsticht, wittern diejenigen ihre große Chance, die sich sonst kaum Hoffnungen auf einen Einzug ins Maximilianeum machen könnten.

Es fehlt nicht nur an Favoriten. Bocklet und der Kreisverband haben es leider auch versäumt, einen Nachfolger aufzubauen. Da der CSU mit dem Aufstieg der AfD und der Niederlage bei der Bundestagswahl ein schwerer Landtagswahlkampf bevorsteht, könnte sich das nun rächen. Auch die beiden Interessenten, die über die größte politische Erfahrung verfügen, Dieter Rubenbauer und Andreas Lohde, treten mit einem Handicap an. Rubenbauer kämpfte nicht, als er gefordert war, er verzichtete wegen des Zwists mit der eigenen Partei auf eine weitere Bürgermeisterkandidatur. Bei Lohde hinterließ die verlorene Oberbürgermeisterwahl in Fürstenfeldbruck Blessuren. Als die CSU in der Kreisstadt nach dem Ausscheiden des erkrankten OB Klaus Pleil (BBV) die Chance hatte, das Rathaus zu erobern, musste Erich Raff antreten, der dem jüngeren Lohde gerne den Vortritt gelassen hätte.

In einem Punkt hat der ungewöhnliche Andrang der Bewerber etwas Gutes. Nach einer längeren Durststrecke hat der CSU-Nachwuchs nach Gerda Hasselfeldt nun schon ein zweites Mal innerhalb von kurzer Zeit die Aussicht auf ein politisches Spitzenamt. Wird diese Chance als Ansporn verstanden, sich über Engagement und Sacharbeit zu profilieren, kann der Generationenwechsel in der CSU gelingen. Schließlich verliert die Landkreis-CSU mit Hasselfeldt und Bocklet nach Jahrzehnten kontinuierlicher und erfolgreicher Arbeit zwei ihrer profiliertesten und wichtigsten Stützen.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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