Kommentar:Ein Sieg für die Natur

Lesezeit: 1 min

Das Votum zeigt, dass die Bewohner von Grafrath für ein Gewerbegebiet keine geschützte Landschaft opfern wollen

Von Heike A. Batzer

In Grafrath hat die Natur über Wirtschaftsinteressen gesiegt. Das ist ungewöhnlich in Zeiten, in denen in der Abwägung Natur- und Umweltschutz meist das Nachsehen haben. In Grafrath aber möchte eine Mehrheit nicht, dass das Vorhaben des Gemeinderats umgesetzt wird, das örtliche Gewerbegebiet ins Landschaftsschutzgebiet hinein zu erweitern. Das ist gut so.

Das Votum zeigt, dass die Bewohner von Grafrath nicht mitmachen möchten im unter den Kommunen ausgebrochenen Bieterwettbewerb um möglichst viel Gewerbe am Ort. Sie haben sich damit nicht generell gegen Gewerbebetriebe ausgesprochen. Sie möchten dafür aber keine geschützte Landschaft opfern und sie möchten ein Gewerbegebiet nicht auch noch ausbauen, das einst am falschen Platz entstanden ist - eingezwängt in einem Areal im Nordosten der Gemeinde und erschlossen über ein Wohngebiet. Gewerbebetriebe lassen sich eben nicht auf Biegen und Brechen überall ansiedeln, auch wenn diese den Gemeinden Einnahmen über die Gewerbesteuer bescheren.

Irritiert hatte die Grafrather wohl auch das Gebaren der Gemeinde, die aus dem Landschaftsschutz herauszunehmende Fläche nachträglich zu verringern. Vielleicht trauten sie ihren Gemeinderäten deshalb nicht mehr. Auch eine zunächst maßvolle Erweiterung könnte ein Türöffner sein für zukünftigen Expansionsdrang. Denn auch die Idee, das schlecht zugängliche Gewerbegebiet direkt an die B 471 anzuschließen - über eine Straße durchs Landschaftsschutzgebiet - hatte es schon einmal gegeben. Gemeinden wie Grafrath sollten lieber über Alternativen nachdenken. Sie könnten zum Beispiel aktiv um Betriebe aus der Kreativwirtschaft werben. Die können ihre Büros überall eröffnen.

Tröstlich an dem Votum ist auch die Tatsache, dass die aggressiv geführte Kampagne der Erweiterungsbefürworter nicht zum Erfolg führte. Fürs nächste Mal sollten jene, zuvorderst aus Reihen der CSU, die der anderen Seite auf Flugblättern und Plakaten in großen Lettern Fehlinformation und Populismus unterstellten, darüber sinnieren, ob dieses Bürger-Bashing ein angemessener Stil der politischen Auseinandersetzung ist

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: