Kommentar:Ein Gesicht für Olching

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Am Nöscherplatz bietet sich Gelegenheit zu außergewöhnlicher Architektur

Von Julia Bergmann

Beim Neubauprojekt am Nöscherplatz geht es um mehr als nur ein weiteres Haus in einer wachsenden Stadt. Der Bau ist ein Schritt in Richtung Identitätsgewinn. Und denkt man an das ewige Image des Ortes als Schlafstadt, hat Olching diesen bitter nötig. Nun gibt es viele Merkmale, die eine Stadt zu dem machen, was sie ist. Die Architektur ist davon jenes, das am augenfälligsten ist. Man denke nur an Städte wie Prag, Barcelona, Tel Aviv und Sydney, die nicht zuletzt für ihre herausragenden Bauten, für ihr einzigartiges Aussehen bekannt sind.

Man kann über derlei Vergleiche vielleicht lachen, weil Olching kein Prag, kein Barcelona und Tel Aviv und bei weitem kein Sydney ist. Und trotzdem gilt für Olching das, was auch für "die Großen" gilt. Eine Stadt, egal wie viele Einwohner sie hat, wird geprägt durch ihre Architektur. Sie vermittelt einen ersten Eindruck, der darüber entscheidet, ob sich ein Besucher oder auch ein Einwohner gerne an dem Ort aufhält, ob er das Verweilen dort genießt oder spannend findet. Ob er überhaupt verweilt und sich umsieht, weil etwas Außergewöhnliches seine Aufmerksamkeit auf sich zieht.

In Olching bietet sich dank des kreativen Entwurfs, den Bauamtsleiter Markus Brunnhuber vorgelegt hat, die Gelegenheit, ein solches Stück außergewöhnlicher Architektur zu verwirklichen. Ein Gebäude, das vielleicht nicht jedem gefällt, weil es sich nicht übergangslos in seine Umgebung einfügt. Aber das muss es auch nicht. In Olchings Innenstadt gibt es schon genug Bauten, die in ihrer nichtssagenden Zurückhaltung kaum in Erscheinung treten, die vielleicht irgendwann einmal eine ordentliche städtebauliche Lösung darstellten, aber niemals besonders schön oder stilvoll waren. Glücklicherweise hat sich der Bauausschuss trotz einiger Bedenken für den Entwurf ausgesprochen. Denn er bringt der Stadt nicht nur Charakter, sondern erinnert durch Analogien zum ehemaligen Kaufhaus Kahn am Nöscherplatz auch an ein wichtiges Stück Ortsgeschichte. Besser könnte es im Hinblick auf die Identitätsbildung einer Stadt gar nicht sein.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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