Kommentar:Durchwursteln als Konzept

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Es fehlt weiterhin eine Strategie für de Schulunterricht. Landkreis-Politiker sind aufgefordert zu intervenieren

von Peter Bierl

Für die Regierung sind die Querdenker ein Glücksfall, ohne dass man eine Verschwörung vermuten muss. So beschäftigt sich die Öffentlichkeit mit Wutbürgern und Impfgegnern, deren Einlassungen ohne Sinn und Verstand sind, statt das Gehampel bei der Pandemiebekämpfung zu kritisieren. Schon die Verteilung der Neuinfektionen, die das Landratsamt täglich meldet, belegt, dass ein Jahr nach Beginn der Pandemie die Alten in den Heimen nicht effektiv geschützt und Flüchtlinge in Unterkünften fahrlässig dem Virus ausgesetzt werden, während für Kinderbetreuung und Schulunterricht das Konzept Durchwursteln gilt.

Kritik hört man von Beschäftigten aus allen Schultypen im Landkreis. Eigeninitiative wird vom Kultusministerium ausgebremst, siehe gemeinsamer Religions- und Ethikunterricht im Klassenverband, Anweisungen aus München ergehen am Freitag oder gar am Sonntag - eine Frechheit. Dass der Unterrichtsbeginn im Herbst nicht wenigstens zeitlich gestaffelt wurde, damit sich nicht alle gleichzeitig in Bahn und Bus drängen, verweist auf völlig Inkompetenz. Die miserable personelle Ausstattung aus Vor-Corona-Zeiten schlägt durch genau wie in den Krankenhäusern, die technische Ausstattung konnte immerhin etwas verbessert werden, mit viel Engagement der Lehrer.

Und ausgerechnet jetzt, wo sich Mutationen ausbreiten, müssen die Abschlussklassen zurück in die Schulhäuser. Gerade diese Jugendlichen, die "digital natives", kommen am besten mit dem Online-Unterricht zurecht, sie wissen, was auf dem Spiel steht und brauchen dafür keine Eltern mehr. Zurecht moniert die Lehrergewerkschaft, dass die Gesundheit von Lehrern und Schülern, aber auch ihrer Angehörigen aufs Spiel gesetzt wird.

Wenn Präsenzunterricht, so die Brucker GEW-Vorsitzende, dann für die Jüngeren, für Grundschüler, die sich kaum stundenlang zuhause vor dem Computer auf den Unterricht konzentrieren können und für die Kontakte mit Gleichaltrigen wichtig sind. Das wäre eine Entlastung, vor allem für die Frauen, an denen Betreuung und Homeschooling hängen bleiben. Die Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis sind aufgefordert, beim Kultusminister zu intervenieren.

© SZ vom 05.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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