Kommentar:Dunkelziffer bei den Hebammen

Dass es einen Mangel gibt, ist klar. Doch die vorliegenden Statistiken sind kaum aussagekräftig

Von Isolde Ruhdorfer

Wenn endlich wieder mehr Kinder geboren werden, ist das ein Grund zur Freude. Dabei darf aber auf keinen Fall die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur versäumt werden. Dass viele Frauen keine Hebamme mehr finden, ist alarmierend. In Fürstenfeldbruck sind nun zwei niedergelassene Gynäkologen als Belegärzte tätig. Das ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, hängt aber auch damit zusammen, dass die Geburtshilfestation in Gräfelfing geschlossen wurde. Die Unterversorgung ist trotzdem da, darauf weisen der Deutscher Hebammenverband (DHV) und der Bayerische Hebammen-Landesverband in aller Deutlichkeit hin.

Der DHV fordert eine umfassende Datenerhebung, um einen besseren Überblick über die Versorgung von Müttern zu erhalten. Ein guter Anfang wären aussagekräftige Zahlen zum Landkreis Fürstenfeldbruck. Auf der "Landkarte der Unterversorgung" lässt sich zwar ablesen, dass vor allem für die Wochenbettbetreuung Hebammen benötigt werden. Doch zuverlässige Zahlen kann die Karte nicht liefern. Nicht jede Frau, die erfolglos nach einer Hebamme sucht, trägt das auch ein. Die Dunkelziffer dürfte also weit höher sein. Es ist aber wichtig zu wissen, wie genau die Versorgungslage im Landkreis ist. Nur dann können Politiker, Krankenkassen und Hebammen zusammenarbeiten und gegen Versorgungslücken vorgehen. Momentan werden die Mütter, die keine Hebamme finden, von keiner Statistik erfasst und damit alleingelassen. Langfristige Lösungen für die Herausforderungen des Hebammenberufs zu finden, liegt nicht in der Hand des Landkreises. Ein wichtiger Beitrag wäre jedoch die genaue Darstellung der aktuellen Situation, um gezielter auf Missstände hinweisen zu können.

© SZ vom 11.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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