Kommentar:Dreamteam in der Krise

Lesezeit: 1 min

Bisher waren der Gröbenzeller Bürgermeister Martin Schäfer und sein Stellvertreter Martin Runde ein untrennbares Duo. Das könnte sich ändern und damit auch die Politik der Gemeinde gefährden.

Von Gerhard Eisenkolb

Der Gröbenzeller Bürgermeister Martin Schäfer und sein Stellvertreter Martin Runge sind als ein-geschworenes Team angetreten. Der Geschäftsmann und Macher Schäfer und der in politischen Dingen erfahrene und versierte ehemalige Landtagsabgeordnete der Grünen verstanden es lange, den Eindruck zu vermitteln, als Tandem unschlagbar zu sein und alle Probleme lösen zu können, wenn sie nur genug Zeit und Mittel bekommen. Als solches Team haben beide geackert, die Verwaltung neu aufgestellt und die Blockade im ehemals heillos zerstrittenen Gemeinderat aufgelöst. Wer nun aber glaubt, ums Rathaus sei es bestens bestellt, sollte sich nicht täuschen lassen. Mit dem Schlaganfall von Schäfer und den Ambitionen Runges, in Fürstenfeldbruck bei der Oberbürgermeisterwahl anzutreten, ist offenkundig geworden, was sich schon seit längeren anhand von Sticheleien und kleiner Spiegelfechtereien im Gemeinderat angedeutet hat: Das Gröbenzeller Dreamteam steckt offensichtlich in einer Krise. Ziehen aber zwei politische Alphatiere wie der Rathauschef und sein Stellvertreter nicht mehr an einem Strang, kann daraus eine Krise für den Gemeinderat und für die Gemeinde werden. Es zeigt sich nun auch, dass sich ein Schlaganfall doch nicht so einfach wegstecken lässt und dass die Bürde des Ersten und Zweiten Bürgermeistersamts zu einer schweren Belastung für eine langjährige Freundschaft werden kann.

Wie die Kontroverse der beiden Bürgermeister in der Debatte zur Information der Bürger zum Hochwasserschutz oder zum Bau weiterer Sozialwohnungen zeigte, ziehen die beiden in großen und in kleinen Dingen nicht mehr so unbefangen und einmütig wie früher an einem Strang. Das erinnert fatal an das gestörte Verhältnis von Schäfers Vorgänger Dieter Rubenbauer zu dessen Stellvertreter Walter Strauch, die irgendwann überhaupt nicht mehr miteinander konnten, was nur einer von vielen Gründen für Rubenbauers Resignation war. Seine produktivste Phase hatte der amtierende Gemeinderat im vergangenen Jahr, als alle Fraktionen einvernehmlich die Grundsatzdiskussion zum Rathausneubau führten und die Voraussetzungen zur Umsetzung des ehrgeizigen Projekts schufen. Mit der Krise zwischen Runge und Schäfer könnte auch dieses Einvernehmen wieder aufbrechen. Die Kritik der CSU an den explodierenden Kosten für den Rathausneubau könnte dazu den Auftakt bilden. Noch ist unklar, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln. Schäfer und Runge könnten wieder zusammenfinden oder auch noch mehr auf Distanz gehen.

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: