Kommentar:Die Zukunft liegt im Wald

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Nicht jeder gefällte Baum sollte gleich als Alarmsignal interpretiert werden

Von Erich C. Setzwein

Die Deutschen und ihr Wald. Da werden Emotionen wach, wenn von "Rodung" die Rede ist, da wird vom Mord an Lebewesen gesprochen, wenn ein "Kahlschlag" Baumriesen niedergestreckt hat. Und tatsächlich können Menschen starke Gefühle entwickeln, wenn sie Bäume betrachten, sich im Wald aufhalten, die Ruhe unter einem Blätterdach genießen oder dem Rauschen der Fichten im Wind zuhören. Doch der Wald ist über die Jahrzehnte nicht von allein entstanden, er ist von Menschen angepflanzt worden, damit ihn die nächste oder übernächste Generation ernten kann. Deshalb heißt es ja auch Forst-Wirtschaft.

Doch auf immer mehr Flächen im Landkreis wird eine nachhaltige, generationenübergreifende Bewirtschaftung nicht mehr möglich sein, wird die wichtige Funktion der "grünen Lunge" zerstört, wenn Bäume wegen Umgehungsstraßen und Gewerbegebieten, ja auch wegen Radwegen dran glauben müssen. Der seit mehr als 20 Jahren immer stärker werdende Klimawandel tut sein Übriges, um die reinen Fichtenbestände in allen Teilen den Landkreises zu schwächen. Da müssen nicht große Maschinen anrücken, sondern es genügen zuerst einige winzige Schädlinge und später ein paar heftige Windstöße, und aus dem wertvollen Holz wird ein Abfallprodukt. Wie so ein "Kahlschlag" wegen Borkenkäferbefalls aussieht, können Spaziergänger derzeit im Rothschwaiger Forst entdecken.

Es ist deshalb richtig und dringend notwendig, dass gerade jetzt, wo der Wandel immer deutlicher wird, Forstbesitzer verantwortungsvoll handeln und mit dem Umbau des Waldes beginnen. Es stehen viele Experten bei der Auswahl unempfindlicherer Sorten beratend zur Seite. Ein neuer, gemischter, robuster Wald bedeutet aber auch mehr Arbeit. Dennoch werden sich ständige Pflege und ständige Jagd auszahlen. Für die Besitzer des Waldes, die ihn in 70 oder 80 Jahren ernten dürfen, sowieso - aber jetzt schon für alle jene, die die Wälder lieben und am liebsten jede Buche immer und immer wieder umarmen möchten.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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