Kommentar:Die Vernunft hat gesiegt

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Von Manfred Amann

In Kottgeisering hat der Schutz der Landschaft und des gewachsenen Ortsbildes einen höheren Stellenwert als die Verbesserung der Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs. In beiden Bürgerentscheiden hat eindeutig die Vernunft über private und wirtschaftliche Interessen gesiegt. Nicht weil man dem Landwirt den Verkauf des Grundstückes an einen Investor nicht gönnen würde, wie mancher Markbefürworter zu wissen glaubte, sondern weil man den schönen Wohnort nicht durch einen Betonklotz und Parkplätze unumkehrbar verschandelt haben will. Die hohe Wahlbeteiligung zeugt zudem von einem großen Verantwortungsgefühl der Kottgeiseringer ihrem Heimatort gegenüber.

Gar nicht auszudenken, dass ein großer Teil der ortsbildprägenden Grünfläche zwischen Altort und Siedlung hätte versiegelt werden können und dass man vom Panoramaweg an der Bahnlinie aus einen Markt mit Reklameschildern im Blick haben würde, statt wie jetzt frei und unbeeinträchtigt übers Ampermoos hinweg bis zum Ammersee und zur Alpenkette schauen zu können. Den vielen Marktgegnern war sicherlich auch bewusst, dass die Ansiedlung nur der Anfang einer Entwicklung gewesen wäre, die letztlich in einem großen Misch-oder Gewerbegebiet und zum Zusammenwachsen der beiden Ortsteile geführt hätte. So gesehen ist das deutliche Ergebnis auch wegweisend für die Zukunft.

Die Entscheidung hat den Gemeindepolitikern und der Verwaltung auch viel Arbeit erspart, denn es muss nun kein Antrag auf die Herausnahme des Grundstückes gestellt werden, die vom Landkreis wohl ohnehin kaum genehmigt worden wäre. Es wäre sicher ein langer und aufreibender Streit mit den amtlichen Naturschützern geworden, den Bürgerwillen umzusetzen. Nun aber gibt es keinen Netto-Markt, denn die Kette wollte wegen der schönen und verkehrsgünstigen Lage nur dieses eine Grundstück, das infolge der Bürgerentscheide nun aber nicht zur Verfügung steht.

Man muss aber auch erkennen, dass die Bürger nun weiterhin in die Nachbarorte Grafrath, Türkenfeld oder bis nach Fürstenfeldbruck und Eching am Ammersee zum Einkaufen fahren müssen, denn der kleine Bäckerladen, in dem es auch Wurst und vereinzelt Haushaltswaren gibt, und der Wochenmarkt können den Bedarf niemals decken. Begrüßenswert ist es daher, dass sich der Gemeinderat schon seit längerem mit dem Mangel beschäftigt. Umgehend sollte nun die Umfrage über das Kaufverhalten der Bürger gestartet werden. Möglicherweise lassen sich ja viele von der Idee begeistern, einen Dorfladen zu gründen, der genossenschaftlich oder als Kommunalunternehmen geführt wird.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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