Kommentar:Die Tiere sind die Leidtragenden

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Die Beschlagnahmung von zwei Greifvögel aus dem Olchinger Vogelpark macht keinen Sinn

Von Stefan Salger

Dass zwei Greifvögel bei hochsommerlichen Temperaturen aus einem sehr geräumigen Freigehege des Olchinger Vogelparks in eine andere Tierauffangstation in Oberbayern gebracht werden, klingt nach Amtsschimmel. Das Veterinäramt will genau dies tun. Vor ein paar Monaten hat es das Falklandkarakarapärchen beschlagnahmt. Denn woher die Tiere stammen, die Sascha Kuchenbauer, Greifvogelexperte des Vogelparks, offenbar in gutem Glauben gekauft hat, lässt sich nicht mehr belegen. Dass es sich um gefangene Wildtiere handelt, ist freilich höchst unwahrscheinlich. Denn in Deutschland werden Zuchttiere für gut 1000 Euro gehandelt. Eine Reise auf die Falklandinsel, ihre ursprüngliche Heimat, wäre um ein Vielfaches teurer.

An der Beschlagnahme ist gleichwohl grundsätzlich nichts auszusetzen, ist sie doch ein probates Mittel für Behörden, um den illegalen Tierhandel zu unterbinden. Abwegig aber erscheint, dass die Tiere, die mittlerweile in den Besitz des Freistaats übergegangen sind, nicht einfach im Olchinger Vogelpark und damit in der Obhut eines Vereins bleiben können, wie dies rechtlich zulässig ist. Hier geht es nicht um Handel und nicht darum, dass jemand den großen Reibach machen will. Mag das Landratsamt auch formal korrekt handeln, so bleibt der Eindruck, dass die Probleme woanders liegen und der ganze Aufwand nicht dem Tierwohl gilt. Die Behörde begründet die "Herausnahme" der Greifvögel aus dem Olchinger Vogelpark sinngemäß auch mit Zweifeln an der Zuverlässigkeit Kuchenbauers. In Olching bestehe die Gefahr, so heißt es kaum verklausuliert, dass die beiden Vögel plötzlich verschwinden.

Das klingt ziemlich verwegen, wäre dies doch Diebstahl und würde ein hohes Maß an krimineller Energie voraussetzen. Dafür gibt es keine Anzeichen. Viel wahrscheinlicher ist eine andere Erklärung: Die Chemie zwischen Kuchenbauer und dem Brucker Veterinäramtschef Hans-Werner Merk stimmt nicht. Angeblich ist Merk, der sich selbst nicht äußert, grundsätzlich gegen die Haltung von Greifvögeln. Eine Meinung, die man akzeptieren kann. Verboten ist eine solche Haltung aber nicht, und die Lebensbedingungen im Vogelpark brauchen den Vergleich mit keiner anderen solchen Anlage scheuen - das Greifvogelpaar wird es andernorts also nicht besser haben. Deshalb ist mit der Aktion des Landratsamts niemandem geholfen.

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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