Kommentar:Die Kommunen zahlen den Preis

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Puchheim darf sich über Zuzug von jungen Eltern freuen, muss dafür aber weitere Kindertagesstätten bauen

Von Peter Bierl

Der Zuzug nach München ist ungebremst und treibt Mieten und Preise auf dem Wohnungsmarkt in irrwitzige Höhen. Die erzielten Gewinne haben mit Leistung in irgendeiner Form nichts zu tun. Das es aber nicht ausreichen würde, mehr Wohnungen zu bauen, sondern auch die Infrastruktur überlastet ist, zeigt das Defizit an Kindergartenplätzen in Puchheim. Die Stadt wird das Problem wohl lösen, sie verfügt über eine gut gefüllte Kasse. Der Stadtrat wird den Bau eines neuen großen Kindergartens beschließen, so dass Notgruppen und Container-Standorte aufgelöst werden können. Für die Übergangszeit steht die alte Schule als Provisorium zur Verfügung. Das ist insofern eine gute Lösung, als das Gebäude ohnehin saniert werden muss, das Geld ist gut investiert.

Für das Defizit selbst können die Puchheimer nichts. Als vor etlichen Jahren andere Landkreis-Kommunen zu wenig Plätze hatten, weil deren Politiker zu ignorant oder konservativ waren, baute Puchheim schon planmäßig sein Angebot aus. Die Stadt hat viele Millionen Euro ausgegeben, um Kindertagesstätten einzurichten. Zuletzt wurde das Kinderhaus Süd, ein dreistöckiges Gebäude für rund 4,7 Millionen Euro, im Frühjahr 2014 eingeweiht. Insgesamt verfügt die Stadt über mehr als 800 Kindergarten- und weit über 200 Krippenplätze.

Jetzt muss Puchheim Entwicklungen bewältigen, die nicht hausgemacht sind: Junge Familien suchen dringend Wohnungen und ziehen ins Münchner Umland, obwohl auch hier die Immobilienpreise gewaltig steigen, dazu sind Migrantenfamilien mit vielen Kindern vor einigen Jahren in das Planie-Viertel zugezogen. Im Herbst kommen Kinder von Asylbewerbern, die im Gewerbegebiet Nord untergebracht werden.

Der entscheidende Faktor ist eine Politik, die viele erwerbstätige Frauen und höhere Geburtenzahlen erreichen möchte, während die Löhne von vielen im Verhältnis zu den Mieten so niedrig sind, dass sich Väter und Mütter nicht in Ruhe ihren Kindern widmen können, sondern beide arbeiten müssen. Den Preis zahlen die Kommunen in Gestalt der Kindertagesstätten.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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