Kommentar:Die Jugend bleibt außen vor

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Das Ende der Red-Lounge-Party offenbart: dem Veranstaltungsforum Fürstenfeld mangelt es an einem Format für die Jugend

Von Peter Bierl

Dass die Red-Lounge-Partys nicht mehr im Veranstaltungsforum stattfinden können, ist schade. Der Verweis auf andere oder ähnliche Events verfängt nicht ganz. In dieser Größenordnung dürften junge Leute kaum eine Alternative in der Gegend finden, was ja den Erfolg genau dieser Veranstaltung erklärt, die früher öfter stattfand. Andererseits ist der Einwand, dass die historische Bausubstanz leiden oder gar die ganze Bude abfackeln könnte, weil Partygänger verbotenerweise rauchen, sehr berechtigt. Allerdings muss man sich fragen, ob solche Gefahren nicht auch von anderen Veranstaltungen drohen, über die sich kein Stadtrat aufregt. Kein Kommunalpolitiker hat bisher über Abnutzung geklagt, wenn sich Zehntausende bei einer jener Kommerz- und Shopping-Messen tagelang durch die historische Barockanlage wälzen, weil dass Besucherzahlen und Einnahmen steigert. Wenn nach 15 Jahren die Toiletten erneuert werden müssen, hält sich das im Rahmen.

Das eigentliche Problem ist, dass solche Partys in der alten Tenne gar nicht zulässig sind. Bisher galt der Grundsatz, wo kein Kläger, da kein Richter. Das hat sich geändert, weil sich zwei Anwohner an das Ordnungsamt gewandt haben. Um eine Genehmigung für solche privaten Events zu bekommen, müsste die Stadt auf Steuerzahlers Kosten für viel Geld die Tenne mit Schallschutz und Lüftungsanlage ausstatten und der Veranstalter mehr Sicherheitspersonal einsetzen, um das Rauchverbot durchzusetzen. Zu Recht würden Denkmalschützer aufschreien, weil das alte Gebäude verschandelt würde. Ein Kompromiss ohne Umbau ist kaum möglich, weil eine solche Party eben bei dröhnender Musik bis ins Morgengrauen dauern muss: Kürzer und leiser wäre das Ende der Red-Lounge-Party.

Insofern verweist die Debatte auf ein grundlegendes Defizit städtischer Kulturpolitik. Die Kommune trägt ein Defizit von rund einer Million im Jahr für ein weitläufiges Veranstaltungsforum, aber für ein solches Format für junge Leute ist kein Platz. Sinnvoll wäre deshalb ein runder Tisch mit Kultur- und Jugendreferenten, Jugendbeirat und Kulturinitiativen, um ein zeitgemäßes Konzept für alle Altersstufen zu entwickeln.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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