Kommentar:Die Grenzen des Ehrenamts

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Die Probleme des SC Unterpfaffenhofen, einen Vorstand zu finden, sind symptomatisch. Die ehrenamtliche Arbeit ist durch Vorschriften und Ansprüche überfrachtet worden

Von Heike A. Batzer

Der SC Unterpfaffenhofen-Germering hat nun doch noch einen Präsidenten gefunden. Es ist zwar kein neuer, sondern der bisher amtierende, aber der Posten ist besetzt. Das ist zunächst das Wichtigste, weil der Verein weiter bestehen kann und nicht seine Auflösung befürchten muss. Das ändert aber nichts am Grundsatzproblem: Viele Vereine haben Mühe, genügend Ehrenamtliche zu finden und vor allem genügend Menschen, die bereit sind, auch Verantwortung in Form eines offiziellen Amtes zu übernehmen. Das ist freilich in vielen Fällen nachvollziehbar.

Auch beim SC Unterpfaffenhofen, der immerhin 1700 Mitglieder hat und zu den großen Vereinen im Landkreis gehört, hatten potenzielle Kandidaten für die Führungsämter vor allem mit dem Hinweis auf zu wenig Zeit abgewunken. Das ist nicht verwunderlich. In einer immer hektischer werdenden Welt haben die Menschen tatsächlich immer weniger Zeit. Am Arbeitsplatz verdichtet sich das zu leistende Pensum immer mehr. Viele haben nach Dienstschluss, so es ihn überhaupt noch gibt, keinen Elan mehr, sich noch anderweitig zu engagieren. Die ohnehin Engagierten würden in den Vereinen deshalb eigentlich in Mehrfachfunktion gebraucht. Auch zur Mitgliederversammlung des SCUG fanden sich vornehmlich jene ein, die bereits Ämter übernommen haben in ihren Abteilungen. Die anderen, die einfachen Vereinsmitglieder, blieben von vornherein weg.

Eine überbordende Bürokratie sowie zunehmend notwendige Kompetenzen und Qualifikationen, die Vereinsführungen zur Bewältigung ihrer Aufgaben mitbringen müssen, tun ein übriges. Vereinsrecht, Vereinssteuerrecht, Zuschusswesen - all das ist kompliziert. Und neue Aufgaben kommen laufend hinzu, etwa die Integration von Flüchtlingen oder der künftig erforderliche Umgang mit Führungszeugnissen von Ehrenamtlichen. Auch die wachsenden Ansprüche, die die Mitglieder an die Funktionsfähigkeit ihrer Vereine stellen, oder die Frage, inwieweit Vorstände für ihr Tun haften, schrecken viele Bewerber ab. Ein Vorstandsamt wird so zur Last.

Die Vereine sind deshalb gut beraten, die Vorstandsfrage nicht zu verdrängen und potenzielle Kandidaten rechtzeitig anzuwerben und auch anzulernen. Möglicherweise aber stößt das Ehrenamt hier auch an seine Grenzen. Die Tatsache, dass mancher größere Verein dazu übergeht, sich hauptberufliche Kräfte in die Geschäftsstelle zu holen, zeigt, dass ehrenamtliche Kräfte allein die Aufgabenfülle schon heute nicht mehr bewältigen können.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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