Kommentar:Der Zuzug als Chance

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Ein Wachstum der Bevölkerung im Landkreis um 50000 Menschen in den nächsten Jahren kann zu mehr Mitsprache bei der Bauleitplanung führen

Von Gerhard Eisenkolb

Der für den Landkreis prognostizierte Bevölkerungszuwachs für die nächsten 20 Jahre liegt bei etwa 25 Prozent, was 50 000 zusätzlichen Einwohnern entspräche. Das klingt zuerst einmal beängstigend. Bedeutet ein solches Wachstum doch, dass die Menschen enger zusammenrücken müssen und schon allein daraus mehr Reibungsflächen und Konflikte entstehen. Und es heißt auch Abschied nehmen, von einigem, was Menschen, die im Münchner Westen wohnen, an ihrem Umfeld schätzen. Diese Herausforderung birgt aber auch eine Chance. Die Betroffenen sind dieser Entwicklung nicht so hilflos ausgeliefert wie Wetterkapriolen. Schließlich können sie sich mit ihren Anliegen in den politischen Diskurs einbringen, also Einfluss nehmen auf die Entwicklung ihres Viertels und ihrer Gemeinde. Das macht Arbeit, lohnt sich aber auch, um angesichts des Wachstums Schlimmeres zu verhindern.

Wem wo wie viel Baurecht gegeben wird und wo was wie gebaut werden darf, wird nämlich nicht in Hinterzimmern ausgemauschelt, sondern schon jetzt in öffentlichen Sitzungen kommunaler Gremien abgewogen und dann beschlossen. Die Bürger haben es in der Hand, die Politiker zu wählen, deren Vorstellungen ihren eigenen Wünschen von der Entwicklung ihres Lebensumfelds entsprechen. Zudem können sie schon jetzt über die Bürgerbeteiligung Einfluss auf Planungen nehmen. Leider geschieht das noch zu wenig und nur in Ausnahmefällen über Bürgerworkshops, obwohl eine solche Mitwirkung meist sogar erwünscht ist. Nur sollte sich eine Beteiligung nicht egoistisch auf die eigenen Interessen beziehen, sondern auch das Wohl des Gemeinwesens berücksichtigen.

Dass es sich lohnt, sich über unterschiedliche Positionen von Parteien zu informieren, belegen die Diskussionen im Brucker Stadtrat um die Frage der Nutzung des Fliegerhorstes nach dem Abzug der Luftwaffe. Es gibt Stadträte, die fordern, dort Wohnraum für bis zu 5000 Menschen zu schaffen, um die Wohnungsnot zu mildern und bezahlbare Mieten zu bekommen. Andere Stadträte lehnen eine solche Größenordnung ab. Für beide Positionen gibt es gute Gründe. Allerdings geht es nicht nur um absolute Zahlen, sondern auch um die Qualität des Bauens. Diese Diskussionen sind jetzt zu führen, um später nicht unter Fehlern zu leiden.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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