Kommentar:Der Traum vom öffentlichen Park

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Warum die Politik in der Diskussion um das Vermächtnis der Gründerinnen der Kestler-Haeusler-Stiftung einem Gerücht aufsitzt

Von Gerhard Eisenkolb

Geht es um Bauvorhaben auf dem früher einmal 10 000 Quadratmeter großen Areal des Haeusler-Parks, ist das Verhältnis zwischen der Stadt Bruck und den Eigentümern, der Kester-Haeusler-Stiftung, angespannt. Das liegt an einem sich hartnäckig haltenden Gerücht. Noch immer meinen viele, ein wesentliches Element des Vermächtnisses der verstorbenen Stiftungsgründerinnen, also der Haeusler-Schwestern, bestehe darin, ihr Grundstück solle ein öffentlicher Park werden.

Wäre das so festgeschrieben gewesen, wäre es längst geschehen. Schließlich achtet die Stiftungsaufsicht der Regierung von Oberbayern akkurat darauf, dass Stiftungen den im Vermächtnis der Stifter festgelegten Willen umsetzen. Das gilt auch für die Kester-Haeusler-Stiftung und deren Vorstand, der verpflichtet ist, den festgelegten Stiftungszweck zu erfüllen. Selbstverständlich wäre es das Beste gewesen, wenn der Stadt über die Stiftung ein öffentlichen Park in den Schoß gefallen wäre. Da das ein Wunschtraum ist, haben Stadt und Stiftung ihre Interessenkonflikte bisher mit Kompromissen gelöst. Die Stiftung verkaufte einen großen Teil des Parks für den Bau der in diesem Monat eröffneten psychiatrischen Klinik. Im Gegenzug gab es Baurecht in den Randbereichen des Parks für private Wohnungen und eine Zusage für einen öffentlichen Durchgang. Ohne das Grundstück unmittelbar neben der Klinik hätte die Stadt die notwendige Psychiatrie nicht erhalten.

Nun auf dem verbliebenen inneren Restbereich des Privatgeländes Kindertagesstätten zu errichten, liegt auf dieser Kompromisslinie. Selbstverständlich geht damit wertvolles, inzwischen hinter Häusern gut verstecktes Grün verloren. Wird die unzugängliche Freifläche erhalten, hat außer einigen Anwohnern niemand etwas von dem Gelände. Zudem sind große, parkähnliche Erholungsflächen ja in der Nachbarschaft an der Amper zu finden. Würden dagegen auf dem Stiftungsareal private Investoren ihren Reibach machen, wäre die Verärgerung der Anwohner und Kommunalpolitiker verständlich. Dort Kitas zu errichten, ist für die Stadt das Beste. Insofern geht das Kalkül der Stiftung auf.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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