Kommentar:Der Preis der Unabhängigkeit

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Warum ein Klinikverbund dem Erhalt des Kreiskrankenhauses dient

Von Gerhard Eisenkolb

Eine überfüllte Notaufnahme mit stundenlangen Wartezeiten, oft überarbeitete Ärzte und zu wenig Pflegepersonal. Die Situation am Brucker Klinikum dürfte sich kaum von der anderer Krankenhäuser in Bayern unterscheiden, von denen inzwischen jedes zweite defizitär arbeitet. Das Tragische an dieser Situation ist, dass das Brucker Haus sich bisher zwar mit Überschüssen relativ gut behauptete, aber trotzdem seine Zukunft aus eigener Kraft nicht mehr sichern kann. Einsparmöglichkeiten sind nach entbehrungsreichen Jahren ebenso ausgereizt wie die Möglichkeit, bei einem gleichbleibenden oder sinkenden Personalstand immer mehr Patienten zu behandeln.

Deshalb hatte der scheidende, lange erfolgreich agierende Klinikvorstand dem Landrat und dem Kreistag schon im Herbst nahegelegt, rechtzeitig die Zukunft in einem Verbund mit anderen Landkreisen zu suchen. Hinter der nun beschlossenen Suche nach neuen Konzepten steckt der ehrgeizige Anspruch, dass Landkreise Kliniken mindestens so gut führen können wie Konzerne, also private Betreiber. Scheitert die Verbundlösung, kann das dazu führen, dass das Brucker Klinikum entweder geschlossen wird, was unwahrscheinlich sein dürfte, oder der Kreistag dem Dachauer Beispiel folgt und die Klinik verkauft.

Letzteres widerspricht dem seit Jahrzehnten über Fraktionen und Parteien hinweg bestehenden Konsens im Kreistag, die Klinik zu behalten. Die Kreisräte wollen sich die Möglichkeit bewahren, gegen den Trend zur Privatisierung über die Krankenhausversorgung der Landkreisbewohner selbst zu entscheiden. Auch wenn das mit Ärger, viel Arbeit und Enttäuschungen verbunden ist - und was noch schlimmer ist, sich auch nicht alle Erwartungen und Ansprüche der Bürger erfüllen lassen. Die Politiker stellen sich dieser Verantwortung, weil das für die Lebensqualität ein entscheidender Faktor ist. Ob es möglich ist, diese Haltung auch gegen das Krankenhausstrukturgesetz und den Trend zur Schließung von Kliniken durchzustehen, wird das Ergebnis der Verhandlungen mit den möglichen Partnern zeigen.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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