Kommentar:Der Preis der Ignoranz

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Dass einige Kommunen im Landkreis wohl viel Geld in die Hand nehmen müssen, um sich künftig vor Überschwemmungen zu schützen, ist das Ergebnis jahrzehntelangen Egomismus - global und lokal

von Peter Bierl

Globale und lokale Verfehlungen ergänzen sich, wenn es immer öfter zu Überschwemmungen kommt. Die Treibhausgase aus Auto, Flugzeug, Industrie und Landwirtschaft sind für einen Klimawandel verantwortlich, der zu Starkregen führt. Die Zerstörung der Landschaft verhindert, dass das Wasser versickern oder gehalten und allmählich abfließen kann. Die Erkenntnis ist keineswegs neu. Aus Gröbenzell wissen wir, dass selbst Behörden schon in den Siebzigerjahren rügten, dass Häuser in Überschwemmungsgebiete gebaut wurden.

Überall wurden solche Warnungen in den Wind geschlagen und Kritiker ignoriert, gar lächerlich gemacht. Wenn erwogen wird, für ein Baumaschinenlager wie in Mammendorf einen Wald abzuholzen, Flächen wie in Olching für eine Umgehungsstraße zu asphaltieren oder 60 Bäume einem Neubau im Zentrum Puchheims weichen sollen, zeigt sich, dass sich nicht viel geändert hat. Neu sind bloß die Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz und die Schaufensteraktionen.

Wer nicht hören will, muss fühlen. Die Bewohner des Ahrtals, die es heuer traf, haben eine ähnliche Erfahrung gemacht wie viele Geflüchtete: Niemand ist sicher, von heute auf morgen ist das eigene Zuhause zerstört. Dabei sind nicht alle gleich. Reichen Leuten und wohlhabenden Gegenden stehen die Mittel zur Verfügung stehen, sich zu schützen. Der Hochwasserschutz, den die Landkreis-Kommunen jetzt stemmen müssen, wird teuer, das ist der Preis der Ignoranz und eines Lebensstils zu Lasten der Umwelt.

Bleibt zu hoffen, dass die Kommunalpolitiker handeln, rasch und gemeinsam. Darüberhinaus gilt es zu begreifen, dass jedes neue Projekt zuallererst einer strengen Ökobilanz genügen muss. Unter der Maxime, den Verbrauch von Flächen, Energie und Rohstoffen zu senken, stellt sich immer die Frage: Braucht es das? Und wenn ja, wem nutzt es wirklich?

© SZ vom 29.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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