Kommentar:Den Schwung nutzen

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Die Bilanz zeigt, dass die Aktion Stadtradeln bei den Normalbürgern angekommen ist. Politiker sollten den Schwung der Vorbilder auf Zweirädern nutzen, um den Ausbau des Radwegenetzes voranzutreiben. Der soll allerdings auf Kosten der Autos geschehen.

Von Peter Bierl

Die Organisatoren der Aktion Stadtradeln können zufrieden sein, ganz egal ob bei der Endabrechnung die Zahl der Kilometer vom Vorjahr erreicht oder vielleicht sogar leicht überschritten wird. Wichtiger ist etwas anderes, die Zahl der Teilnehmer steigt weiter. Damit setzt sich der Trend des Vorjahres fort, mehr Leute strampeln im Durchschnitt weniger. Das wiederum bedeutet, dass die Aktion nicht mehr bloß diejenigen erreicht, die sowieso häufig mit dem Rad unterwegs sind, und die sportlichen Typen, sondern die sogenannte Normalbevölkerung.

Das ist das Wichtigste. Denn eine Verkehrswende hin zum Fahrrad und zu öffentlichen Massentransportsystemen braucht die Unterstützung der Bevölkerung, weil Politiker zwar Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz abgeben, aber auf das Auto setzen, ob mit Benzin, Diesel oder Strom aus fossilen Quellen. Wäre es anders, hätten wir ein besseres Bahnsystem, wie zum Beispiel in der Schweiz, und keinen Abgasskandal. Aufgeschlossene Kommunalpolitiker sollten den Schwung der Aktion nutzen, um den Ausbau des Radwegenetzes voranzutreiben, allerdings auf Kosten des Autos und nicht, indem noch mehr Grünflächen asphaltiert werden.

Die Einzelergebnisse der Aktion Stadtradeln im Landkreis verweisen wiederum auf unterschiedliches individuelles Engagement. In Germering ist der ADFC seit Jahren aktiv, in Bruck sind es einige Stadträte, in Gröbenzell und Puchheim sind die Bürgermeister radelnde Vorbilder. Im kleinen Alling erstrampelten sechs Teams das zweitbeste Ergebnis pro Einwohner. Dagegen ist die Beteiligung im ländlichen Westen und Norden, wo die Menschen im Alltag stärker auf das Auto angewiesen sind, eher gering. Das Schlusslicht bei den großen Kommunen im Osten ist erneut die Stadt Olching, sowohl hinsichtlich der Teilnehmer- als auch der Kilometerzahlen. Vielleicht sollten der Verein Ziel 21, der Klimamanager des Landkreises und radlstarke Nachbarn es im nächsten Jahr mit gezielter Entwicklungshilfe versuchen.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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