Kommentar:Das Rückgrat der Asylpolitik

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Ehrenamtliche in den Helferkreisen leisten viel für die Integration und stoßen doch oft an die Grenzen

Von Erich C. Setzwein

Wer sich ehrenamtlich als Asylhelfer einsetzt, hat Anspruch auf Respekt und besondere Hilfe. Denn Mitglieder von Helferkreisen engagieren sich seit dem vergangenen Jahr in besonderem Maß, manchmal sogar mehr, als sie müssten und könnten. Darin liegt wohl auch die Sensibilität begründet, mit der nicht wenige Asylhelfer auf alles reagieren, das sie und ihre Schützlinge direkt betrifft. Das sind ganz natürliche Reaktionen von Menschen, die sich in der Verantwortung sehen, den Geflüchteten so schnell wie möglich das Einleben in die neue Heimat zu erleichtern und sie so gut wie möglich weiter zu betreuen, so lange sie bleiben dürfen. Asylhelfer sind das Rückgrat der deutschen Asylpolitik.

Dass jeder fast schon allergisch reagiert, wenn er meint, scheinbar einer Behördenwillkür ausgesetzt zu sein, gehört zum natürlichen Verhältnis zwischen Bürger und Staat. Ob man im Service-Ei des Landratsamtes mal fünf Minuten länger warten muss oder vom Finanzamt trotz angeblich papierloser Steuererklärung ständig neue Beleganforderungen erhält - über all das regen sich Menschen als Bürger auf. Auf der anderen Seite aber stehen Menschen als Beamte und müssen einen Staat verwalten, der seit vergangenem Jahr mal so eben mehr als eine Million Menschen aufgenommen hat. Manche von ihnen mit ordentlichen Papieren und dadurch in ordentlichen Verfahren, die meisten aber nur registriert und mehr oder weniger unkontrolliert. Die Mitarbeiter in den zuständigen Behörden dürfen nun das mit deutscher Gründlichkeit wieder reparieren. Dass sie da oft sehr geschäftsmäßig daherkommen, manchmal auch etwas deutlicher im Ton oder auch rigoros und barsch, kann man ihnen nicht verdenken. Auf diese Beamten muss sich die Politik aber auch stützen können.

Leider haben es weder die Behördenchefs selbst noch die dafür verantwortlichen Bundespolitiker nachhaltig deutlich gemacht, dass solche Verfahren nicht wie im Bürgerbüro eines Rathauses oder eben im Service-Ei des Landratsamt abgewickelt werden können. Das hat zu verständlichem Ärger der Asylhelfer geführt. Es wäre an der Zeit, das nachzuholen, damit aus den wiederkehrenden Enttäuschungen sich nicht der Frust entwickelt, der Helferkreisen das Rückgrat bricht.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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