Kommentar:Das Recht auf Baden

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Naherholungsgebiete sind wichtig. Auch weil sie auf kurzen Wegen zu erreichen sind

Von Erich C. Setzwein

Als es noch keine europäische Badegewässerhygienerichtlinie gab, die Flüsse noch Vorfluter hießen und alle möglichen Abwässer aufnahmen, da ließ sich niemand abhalten, seine Wäsche in der Amper zu waschen oder kopfüber hineinzuspringen und sich kilometerweit treiben zu lassen. Mit der Zeit wurde jede noch so kleine Lacke belagert, wurden Handtücher an den Ufern ausgelegt, stand der Badespaß im Vordergrund, auch wenn die Haut hinterher saumäßig juckte. Inzwischen haben die Ausschläge Namen bekommen, der lustigste ist noch der "Olchinger Beiß".

Den bekommt, wer sich zu lange im Olchinger See aufgehalten hat. Vielleicht sind es winzige Krebstierchen, die die Haut stimulieren, oder der Schlamm, der regelmäßig ausgebaggert werden muss. Das freilich kostet Geld, aber es ist gut ausgegebenes Geld. Denn die Tausenden Besucher aus der Nachbarschaft des Olchinger Sees, die zu Fuß oder mit dem Radl kommen, sind echte Naherholer. Sie setzen sich in der Badesaison nicht ins Auto, um kilometerweit weiter nach Süden zu fahren, nur, um sich dort in den Stau zu stellen oder zu warten, bis ein Parkplatz frei wird.

Deshalb ist es auch so wichtig, dass für all jene in Gröbenzell und Puchheim sowie die Lochhauser, Aubinger und Freihamer am Böhmerweiher eine Naherholungsfläche geschaffen wird, die ihren Namen verdient. Die Sorge, dass sich genauso wie am Starnberger See oder am Ammersee der Parksuchverkehr durch die Wohngebiete schlängelt, ist zwar nicht unbegründet, aber aus dieser Angst der Anwohner versuchen die Gröbenzeller Grünen seit Jahren Kapital zu schlagen.

Anstatt es zu begrüßen und zu propagieren, dass die Menschen mit dem grünsten aller Verkehrsmittel, dem Fahrrad, sicher zum Böhmerweiher kommen können, um ein paar Stunden in der freien Natur zu genießen, wird gemosert und gemeckert und gedroht. Schluss damit! In ein paar Jahren werden in der Nachbarschaft Tausende Menschen in neue Wohnungen ziehen, und viele von ihnen werden sich zu Recht freuen, dann ein Naherholungsgebiet zu haben.

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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