Kommentar:Das Ende des Goldesels

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Dass der Schießstand der Großkaliber-Schützen geschlossen wird, liegt auch an den Schützen selbst

Von Peter Bierl

Die Puchheimer Großkaliber-Schützen haben richtig Pech. Ohnehin haben Schützen kein gutes Image nach Gewalttaten, bei denen die Täter durch ihr Hobbys an Waffen kamen. Dabei stellen Sportschützen im Landkreis nur ein Viertel aller legalen Waffenbesitzer. Lange Zeit war eine Mehrheit des Stadtrats aber bereit, den Schießstand der Puchheimer mit einer neuen Lüftungsanlage auszustatten. Einige Befürworter, darunter der Bürgermeister, sind nun umgeschwenkt. Ausschlaggebend war die Kostensteigerung. Der Preis liegt inzwischen bei mehr als einer halben Million, das sind rund 80 000 Euro mehr als am Anfang errechnet. Der Schießstand wird nun geschlossen.

Die Steuerzahler hätten jeden Großkaliberschützen mit mehr als 11 000 Euro subventioniert. Fairerweise müsste man allerdings rechnen, dass der Schießstand lange genutzt werden kann. Bei 45 Nutzern über 30 Jahre käme man auf etwa 365 Euro. Das hört sich schon besser an und nähert sich tendenziell der Subvention einer Opernkarte. Die CSU verwies sofort auf die Kultur, wo auch nicht Aufwand und Nutzen verrechnet würden.

Was den Schützen zum Verhängnis wurde, sind zwei Tendenzen: Jedes Vorhaben der Stadt Puchheim wird teuerer, je länger sich die Verwirklichung hinzieht. So verschlingen etwa Neubau, Umbau oder Ausbau von Schulen und Kindertagesstätten riesige Summen. Ein wesentlicher Faktor ist, dass Baufirmen und Handwerksbetriebe angesichts des Booms fette Extraprofite einsacken. Handelt es sich bei Bau und Unterhalt von Schulen und Kitas um kommunale Pflichtaufgaben, wäre die Sanierung des Schießstandes eine freiwillige Leistung gewesen. In dieser Lage wollten die Stadträte ein Zeichen setzen: Selbst Puchheim als reichste Kommune im Landkreis kann sich nicht alles leisten.

Es reicht nicht, wenn die CSU-Fraktion deutsche Tradition und bayerische Kultur beschwört. Als Regierungspartei in Berlin und München bürden die Konservativen den Kommunen immer mehr Leistungen auf, ohne dafür genügend Geld zu geben. Das sogenannte Konnexitätsprinzip wird ständig verletzt. Man darf gespannt sein, welche Ausgaben und Konflikte die Subventionierung der Haus- und Grundbesitzer produziert, die CSU und Freie Wähler vornahmen, als sie die Straßenausbaubeiträge abschafften.

Die Großkaliberschützen sind mitverantwortlich für die Schließung. Im November hatten sie angekündigt, sich mit einer Pacht von 20 000 Euro zu beteiligen und das Management zu übernehmen. Das scheiterte aber, weil andere Schützenvereine nicht mitziehen. So richtig wichtig kann die Sportart nicht sein, wenn schon ihre Anhänger sich nicht für sie engagieren.

© SZ vom 04.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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