Kommentar:Das alljährliche Versprechen

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Die Stadt Fürstenfeldbruck vernächlässigt den Verein Subkultur. Das ist ein Fehler und unentschuldbar. Zudem wird auch noch die längst überfällige Sanierung von deren Domizil, dem denkmalgeschützten Alten Schlachthof, auf die lange Bank geschoben

Von Florian J. Haamann

Kaum haben die Adventstage begonnen, diese Zeit der guten Gaben und warmherzigen Worte, da machen sich reflexartig auch einige Brucker Stadträte, in ihr imaginäres Weihnachtsmannkostüm gehüllt, auf den Weg, um nach den bedürftigen Projekten der Kommune zu suchen, um dort den Geschenksack zu öffnen. Und weil man sich momentan ans Lichtspielhaus nicht heran traut - kein Wunder bei den immer noch ungelösten Statikproblemen mit der Decke - rückt nun also, wie alle Jahre wieder, die Subkultur im Alten Schlachthof in den Fokus, das zweite denkmalgeschützte, kulturell genutzte und völlig vernachlässigte Gebäude in Bruck. Dort läuft man zwar nicht Gefahr, dass einem die Decke auf den Kopf fällt, aber vor von der Wand fallendem Putz muss man sich dennoch in Acht nehmen. Um vorherzusehen, dass auch der aktuelle Vorstoß letztlich keine Verbesserungen für die Subkultur bringen wird, braucht man kein biblischer Prophet zu sein.

Man kann, wie es CSU-Stadtrat Andreas Lohde tut, versuchen, die seit Jahren verschleppten und dringend nötigen Sanierungsarbeiten fatalistisch damit zu erklären, dass es wohl nur an fehlendem Personal und anderen Projekten liegt. Spitzt man Lohdes Aussage jedoch etwas zu, dann kommt man dem Problem schon wesentlich näher: Es fehlt der politische Wille, etwas an der Situation im Schlachthof zu ändern, weil man andere Projekte für wichtiger erachtet. Außerdem können die Jugendlichen ja sowieso froh sein, dass sie einen Ort haben, an dem sie sich austoben können. Das erklärt den halbherzigen Einsatz des Stadtrats - Geld bereitstellen: ja; überlegen, wie man es ausgibt: nein - schon ganz gut. Und natürlich kommt noch hinzu, dass bisher niemand weiß, wie es mit dem gesamten Arreal nach dem Umzug der Stadtwerke weiter gehen wird und welche Zukunft die Subkultur dann hat.

Das alles ist allerdings keine Entschuldigung dafür, dass man die engagierten Jugendlichen, die mit ihrem Einsatz ein im Landkreis einmaliges Angebot für junge Menschen schaffen, so im Stich lässt. Zumal es beim Schlachthof nicht nur darum geht, der Subkultur etwas Gutes zu tun. Der Denkmalschutz gibt klar vor, dass der Besitzer ein geschütztes Haus nicht verfallen lassen darf - auch dieser Aufgabe kommt die Stadt seit Jahren nicht im geringsten nach.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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