Kommentar:Bürgermeister in der Defensive

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Martin Schäfer hat es sich mit den Planungen für ein neues Rathaus bei den Gröbenzellern gründlich verscherzt

Von Gerhard Eisenkolb

Nach nicht ganz zwei Jahren im Amt ist für den Gröbenzeller Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) nicht nur die Euphorie des Neuanfangs verflogen. In der Gemeinde ist mit dem Auswechseln der Rathausspitze von der CSU zu einer linksliberalen Mehrheit nicht alles besser geworden. Und es sind die Bürger, nicht etwa unzufriedene Gemeinderäte, die nun ihrem Rathauschef die Grenzen seiner Macht aufzeigen. Beim Diskussionsabend der Gröbenhüter zum umstrittenen Rathausabriss fordern Schäfers Wähler zu Recht mit Nachdruck ein, was ihnen im Wahlkampf versprochen worden war und was sie nun umso schmerzlicher vermissen: Transparenz und Einbindung in die Entscheidungen im Rathaus.

Obwohl es Schäfer eigentlich besser hätte wissen müssen, holt ihn nun die Vergangenheit ein. Eigentlich müssten Schäfer und seine Unterstützer aufgrund der Erfahrungen mit seinem an ähnlichen Problemen gescheiterten Vorgänger bekannt sein, dass die Gröbenzeller erst dann aufbegehren, wenn der Gemeinderat längst entschieden hat. Die Bürger fordern etwas Selbstverständliches. Sie wollen wissen, was aus ihrem Ortszentrum wird. Sie wollen eingebunden werden und die Möglichkeit haben mitzureden. Im Übereifer, in nur viereinhalb Jahren nach dem überstürzten Auszug aus dem unbestritten sanierungsbedürftigen Rathaus an gleicher Stelle in einen Neubau einziehen zu wollen, versäumte es Schäfer, bei einem Informationsabend über sein Vorhaben zu informieren. Da das nicht geschah und seine Vorgehensweise unkonventionell bis unverständlich war, konnten Spekulationen über ein bis zu siebenstückiges neues Rathaus aufkommen.

Auch einige der "Gröbenhüter" dürften erstaunt gewesen sein, welch heftige Reaktionen ihre Sachdiskussion auslöste. Der Verein wollte nicht dem Bürgermeister ans Zeug, sondern nur im Konsens weitere Alternativen prüfen lassen. Wenn der Gemeinderat gut beraten ist, berücksichtigt er bei der Auslobung des Architektenwettbewerbs zumindest die Option der Gröbenhüter, den Erhalt des Ur-Rathauses zu prüfen.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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