Kommentar:Brucks Salto rückwärts

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An der neuen Brucker Berufsschule sollten nicht noch mehr Parkplätze genehmigt werden

Von Stefan Salger

Wenn es um Parkplätze geht, hört der Spaß auf. Sollen in der Kreisstadt Radwege oder Bushaltestellen gebaut werden, finden das alle gut. Müssen dafür aber Stellplätze geopfert werden, dann ist der Aufschrei programmiert. Seit den Kommunalwahlen hat man den Eindruck, dass die Brucker Politik im Verkehrsbereich Konflikten nicht mehr um jeden Preis aus dem Weg geht und bereit ist, auf den ersten Blick unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Oberbürgermeister Klaus Pleil und seine beiden Stellvertreter Erich Raff und Karin Geißler sind als Radfahrer bekannt. Da dürfen Wissenschaftler referieren über die Vorzüge einer Stadtplanung, die Fußgängern, Radfahrern und Fahrgästen der öffentlichen Verkehrsmittel Vorfahrt einräumt. Es darf geträumt werden von Wohnquartieren, in denen der Weg zur nächsten Bushaltestelle kürzer ist als der zum eigenen Auto. Die Tiefgarage unter der künftigen Siedlung auf dem früheren Graf-Rasso-Sportplatz darf kleiner gebaut werden, als die städtische Satzung es verlangt, weil im Gegenzug Plätze für Carsharing und E-Mobile geschaffen werden.

Wie aber geht das zusammen mit der Forderung der Stadt, mehr Parkplätze an der Berufsschule einzurichten als dies eben jene Stellplatzsatzung vorschreibt? Es gibt zwei Gründe: Zum einen muss nicht die Stadt, sondern der Landkreis zahlen. Zum anderen haben sich die Bewohner des Viertels bei Versammlungen, in denen es um zugeparkte Straßen rund um die Berufsschule ging, unbeugsam gezeigt. Das ist ihr gutes Recht. Gleichwohl wäre es falsch, nun mehr Parkplätze auszuweisen. Es wäre ein Präzedenzfall und eine Rolle rückwärts in der Verkehrspolitik.

Stadtbaurat Martin Kornacher hat recht, wenn er auf einen fatalen Zusammenhang hinweist: Oft wird die entsprechende Nachfrage erst durch ein Angebot geschaffen. Bei gleichbleibender Schülerzahl will der Landkreis die Zahl der Stellplätze ohnehin bereits verdoppeln. Werden noch mehr Stellplätze angeboten, dann werden auch noch mehr Schüler mit dem Auto kommen. Parksuchverkehr und Lärm werden eher steigen als sinken. Auch den Anwohnern wäre damit nicht gedient.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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