Kommentar:Brot und Spiele für alle

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Wenn Theatersessel subventioniert werden, verdienen das auch Bier und Hendl

Von Peter Bierl

Ein erfolgreicher römischer Politiker musste die Versorgung mit Getreide und Gladiatoren gewährleisten. Brot und Spiele sicherten den Patriziern schon zu Zeiten der Republik die Macht. Daran hat sich nicht viel geändert, könnte man meinen. Bund, Länder und Kommunen sorgen für ein soziales Netz, auch wenn dessen Maschen immer weiter werden. Was die Spiele betrifft, ist das Angebot vielfältiger und für alle Klassen was dabei. Oper und Theater für die bürgerliche Hochkultur, Sport und Feste für die Massen.

Auf lokaler Ebene geraten die Volksfeste immer wieder in die Kritik, weil der Zuspruch abnimmt und Kommunen meist auf einem Defizit sitzen bleiben. Die Bierzelte sind oft ziemlich leer und die Wirte klagen über geringe Umsätze. In Bruck versuchte man, das Publikum mit Boxkämpfen zu locken. In Puchheim fiel das Volksfest jahrelang komplett aus. Da ist es legitim, zu fragen, ob die Ausrichtung solcher Feste wirklich zu den Aufgaben einer Kommune gehört? Der Aufwand ist beachtlich, in Bruck trifft sich regelmäßig ein Arbeitskreis zur Vorbereitung.

Aber warum nicht? Der gesamte Kultur- und Freizeitbereich wird von Städten und Gemeinden bezuschusst, die Vereine und Sportstätten, Bürgerhäuser und Kulturzentren. Das barocke Ambiente des vormaligen Klosters Fürstenfeld wird vom Veranstaltungsforum nach Kräften kommerziell vermarktet. Trotzdem bleibt jedes Jahr ein Minus von mehr als einer Million. Breitensport, Kultur und Unterhaltung gibt es nicht zum Nulltarif und nicht ohne öffentliche Förderung. Jeder Theatersessel wird subventioniert, warum nicht Bier und Hendl für Senioren auf den Volksfesten.

Das Problem solcher vermeintlichen Traditionsveranstaltungen ist, dass sich Mode und Freizeitverhalten permanent ändern. Angesagt sind gerade Festivals mit Popmusik oder Open-Air-Kino. Etliche Kommunen haben reagiert und ihre Feste geliftet, die Programme sind etwas vielfältiger. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber das gilt für Wagner-Aufführungen wie Umpftata-Musik und Cover-Bands.

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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