Kommentar:Bringschuld der Regierung

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Mit der Übernahme einer Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge schultert Fürstenfeldbruck eine weitere Aufgabe. Dafür darf die Stadt Unterstützung erwarten, nicht nur finanziell

Von Stefan Salger

Die Unterbringung von Flüchtlingen in der Kreisstadt erfolgte bislang fast ohne störende Nebengeräusche. Ein Helferkreis mit 180 Mitgliedern kümmert sich vorbildlich um die Menschen aus aller Welt, die in der Erstaufnahmestelle auf engem Raum zusammenleben. Nun also soll aus der "vorübergehenden" Unterbringung eine dauerhafte Einrichtung werden. Aus Sicht der zuständigen Regierung von Oberbayern ist das ein konsequenter und folgerichtiger Schritt. Für die Kreisstadt aber wird er zur Belastungsprobe, die nur unter gewissen Bedingungen als zumutbar erscheint: Es muss bei der Höchstgrenze von 1600 Menschen bleiben und der Bezirk, der durch die Wahl dieses Standorts Millionen Euro spart, muss der Stadt entgegenkommen. Dann etwa, wenn es um die Finanzierung von Einrichtungen wie einer zusätzlichen Feuerwache geht. Weitere Beispiele: Eine intensivere Sozialbetreuung sowie die Ausstattung und Unterstützung ehrenamtlicher oder auch professioneller Helfer. Über das rein finanzielle Engagement hinaus kann der Bezirk die Kreisstadt freilich auch immateriell unterstützen.

Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) hat das Augenmerk zu Recht auf die Sportstätten gelenkt. Dass die Regierung einen guten Draht zur Luftwaffe, zum Bund und auch zu dessen Grundeigentumsgesellschaft Bima hat, ist angesichts der schnellen Zugeständnisse aus dieser Richtung deutlich geworden. Fürstenfeldbrucker Sportler warten darauf, die Freianlagen und vor allem die meist gähnend leere Schwimmhalle intensiver mitnutzen zu können. Die Stadt braucht zudem freie Hand beim Überplanen des Militärareals und kann für Flächen, auf denen künftig Sozialwohnungen für Obdachlose Brucker und eben auch für ehemalige Flüchtlinge gebaut werden, keine horrenden Preise zahlen. Lässt die Regierung hier ihre Beziehungen spielen, dann wäre dies eine noch wertvollere Kompensation als dies Zuschüsse sind. Und sie würde den Vorwurf entkräften, sich auf Kosten Fürstenfeldbrucks einen schlanken Fuß zu machen.

In der Pflicht stehen freilich weiterhin alle anderen Städte und Gemeinden im Landkreis. Sollten in den nächsten Monaten die Zahlen der unterzubringenden Flüchtlinge wieder deutlich steigen, dann müssen - abgesehen von Eichenau, Olching und Puchheim - alle besser ihre Hausaufgaben machen. Nur so lässt sich auch die Akzeptanz in der Bevölkerung aufrechterhalten.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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