Kommentar:Bonus für Stadtwerke

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Wer wegen der steigenden Preise den Anbieter wechseln möchte, sollte diesen Schritt vorher genau prüfen. Kommunale Versorger wie die Brucker Stadtwerke bieten weit mehr. Beispielsweise gleichen sie die Verluste der Bäder und der Eislaufbahn aus

Von Stefan Salger

Wer schon mal zu einem Billig- Stromanbieter gewechselt ist, der könnte um eine Erfahrung reicher sein, die er sich lieber gespart hätte. Wie beim Unternehmen Flexstrom, das 2013 Insolvenz angemeldet hatte. In einschlägigen Foren ist viel über die schwarzen Schafe der Branche zu lesen, über dubiose Geschäftsmethoden, versteckt übermittelte Gebührenerhöhungen, angeblich verfallende Boni, unzulässige Passagen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder Abmahnungen der Verbraucherzentrale. Oder Vorschüsse, die futsch sind im Fall der Insolvenz. Extrem günstige Tarife sind manchmal lediglich Lockangebote.

Bundesweit steigen zurzeit die Strompreise, die Energieversorger im Landkreis sind da keine Ausnahme. Eigentlich eine günstige Gelegenheit, zu einem Billigstrom-Anbieter zu wechseln. Zwei Dinge gilt es dabei aber zu bedenken: Zum einen muss der Verbraucher im Gegenzug oftmals (wenngleich es hier durchaus Ausnahmen gibt) in Form des höheren Anteils von Atom- und Kohlestrom eine Kröte schlucken. Zum anderen profitieren auch alle Stromkunden von intakten Stadtwerken. Wird im benachbarten Dachau der Busverkehr mit Überschüssen quersubventioniert, so haben die Fürstenfeldbrucker Stadtwerke schon ab und an einen Teil der Überschüsse an die Stadt ausgeschüttet. Vor allem aber gleichen sie im Regelfall Jahr für Jahr die Verluste der Brucker Bäder und der Eislaufbahn aus. Fast 2,2 Millionen Euro hat die hundertprozentige städtische Tochter 2014 zur Deckung des Defizits beigesteuert.

Das heißt mitnichten, Stadtwerken einen Blankoscheck auszustellen für Gebühren deutlich über dem Marktniveau oder für üppig dimensionierte und fürstlich dotierte Verwaltungsapparate. Und im Fall der Stadtwerke Fürstenfeldbruck heißt es auch nicht, dass diese das Fernziel, zu hundert Prozent auf regenerative Energiequellen umzustellen, aus den Augen verlieren dürfen. Es heißt aber sehr wohl, dass man einen Wechsel zwar gewissenhaft prüfen, ihn aber auch im Lichte der mehr oder weniger (90-Prozent-Anteil von Bayernwerk/Eon an Strom Germering) vorhandenen Gemeinnützigkeit betrachten sollte.

Stadtwerke sind ebenso wie örtlich verankerte Energieversorger keine Allerwelts-Unternehmen, denen es einzig um den Profit geht.

Wem eine über das Mindestmaß hinausgehende Infrastruktur in seiner Gemeinde oder Stadt wichtig ist, der sollte sich die Entscheidung zumindest nicht zu leicht machen.

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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