Wenn die Erde bebt, kann es auch den stärksten Reiter von seinem hohen Ross werfen. Insofern ist es kaum verwunderlich, dass die in diesem Jahr stark spürbare Bewegung der Parteientektonik Landrat Thomas Karmasin und seine CSU hat erzittern lassen. Die Angst, weiter etwas falsch zu machen und sich der momentan drängendsten Frage zu verweigern, hat die CSU im Kreistag zu einem Kurswechsel veranlasst, und so hat sie der Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft zugestimmt. Vor allem die SPD kann für sich beanspruchen, den Meinungswechsel mitverursacht zu haben, weil sie über Jahre hinweg immer wieder diesen Antrag vorgebracht hat.
Die Entscheidung im Ausschuss war richtig, ebenso die Zustimmung am selben Abend in Gröbenzell, und auch die anderen Kommunen werden sich an dieser Wohnbaugesellschaft beteiligen müssen. In keiner Gemeinde, in keiner Stadt dieses ohnehin schon dicht besiedelten Landkreises gibt es viel Leerstand, und der Landkreis Fürstenfeldbruck wird für die vielen, in der Zahl überhaupt noch nicht abschätzbaren Wohnungs- und Grundstücksinteressenten weiter attraktiv bleiben.
Deshalb sollten die Wohnungen, die die neue kommunale Gesellschaft einmal bauen wird, auch nicht an die gehen, die neu in den Landkreis ziehen. Sie müssen denjenigen Menschen angeboten werden, die hier schon lange leben, aber sich die weiter steigenden Wohnkosten nicht mehr leisten können. Es sind oft auch Beschäftigte der Kommunen selbst, wie zum Beispiel Bauhofmitarbeiter oder Erzieherinnen, die eine preisgünstige Wohnung benötigen. Es sind Beschäftigte im Handwerk und Handel, die noch nahe an ihrem Arbeitsplatz wohnen und sowohl Wohnung als auch Job behalten wollen. Es ist also eine der wichtigsten Fragen sozialer Gerechtigkeit, die die Kommunen mit einer vorausschauenden Entscheidung für den sozialen Wohnungsbau beantworten.