Kommentar:Auf Murks lässt sich schwer aufbauen

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Der geplante Bau eines neuen Bahnsteigs in Fürstenfeldbruck zeigt: Oft hat die Bahn gute Ideen, die aber an einem fehlenden Gesamtkonzept scheitern

Von Stefan Salger

Die Mitarbeiter der Bahn können einem nur leid tun, denn sie müssen den Kopf hinhalten für den Murks, den ihnen die Staatsregierung eingebrockt hat. Beim viergleisigen Ausbau der S 4 bis Fürstenfeldbruck geht nichts voran, der dreigleisige Ausbau bis Eichenau ist nur eine Notlösung. Auf den ersten Blick hat die Bahn dennoch Lob verdient: Zwei Vertreter haben Brucks Stadträten am Mittwoch zu einem erfreulich frühen Zeitpunkt den Planentwurf für den neuen Bahnsteig des S-Bahnhofs vorgestellt. Bislang hatte die Bahn meist so lange im stillen Kämmerlein vor sich hin geplant, bis es zu spät war für Korrekturen. Hier hat ein Umdenken eingesetzt. Gut so.

Das freilich ändert nichts daran, dass der ganze Bahnhofsumbau wie ein Schildbürgerstreich anmutet. Da können die Bahnvertreter nicht zusichern, dass irgendwann später einmal alles auch regendicht überdacht wird. Denn das ist "ein anderes Projekt", für das andere in dem Konzern zuständig sind. Vor allem aber ist das ganze Bahnhofskonzept nicht schlüssig. Regionalzüge sollen künftig möglichst stündlich in der wachsenden Kreisstadt halten. Auch das eine gute Sache! Weil aber an dem künftigen Bahnsteig ab und zu auch S-Bahnen halten sollen, läuft es auf einen faulen Kompromiss heraus. Das Einstiegsniveau von S-Bahnen liegt bei 96 Zentimetern, das von Regionalzügen bei 56 Zentimetern. Was also soll gebaut werden? Scheinbar die goldene Mitte: 76 Zentimeter Bahnsteighöhe. Einheitlich wäre dann nur noch eines: Die durchgängig fehlende Barrierefreiheit. Zudem sollen Regionalzüge, die Richtung München fahren, die S-Bahngleise kreuzen, um zum Bahnsteig eins zu gelangen. Bei der gewünschten S-Bahn-Taktverdichtung kann man sich gut vorstellen, wie weit da bei Fahrplan und Pünktlichkeit wieder einmal Wunsch und Wirklichkeit auseinanderliegen werden.

Für Pendler wird der Umbau unterm Strich dennoch Vorteile bringen, mag der kleine Nutzen auch mit viel Aufwand erkauft sein. Es bleibt gleichwohl der Eindruck, dass bei der Bahn weiter unterm rollenden Rad an Dauerbaustellen herumimprovisiert wird. Es fehlt das Konzept aus einem Guss.

© SZ vom 07.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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