Kommentar:Abschied von einem Platzhalter

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BMW war ein Glücksfall, weil so auf dem Fliegerhorst de zivile Fliegerei verhindert werden konnte. Trotzdem ist es gut, dass sich der Autobauer jetzt verabschiedet

Von Erich C. Setzwein

Es hätte schlimmer kommen können. Nicht jetzt, da bekannt ist, dass BMW bereits in drei Jahren den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck verlässt. Sondern bereits vor mehr 15 Jahren, als die Zivilflieger sich anschickten, das von der Luftwaffe geräumte Flugfeld für sich in Betrieb zu nehmen. Nicht auszudenken, wenn seinerzeit die bayerische Landesentwicklung Fürstenfeldbruck zum Flughafen für die zivile Luftfahrt gemacht hätte. Dann würden sich die Anwohner in Maisach und Gernlinden heute nicht über quietschende Autoreifen, sondern über die Starts und Landungen von Jets und Propellermaschinen ärgern. Und die Gemeinde Maisach hätte sich nie so entwickelt, wie sie es in den vergangenen Jahren getan hat. Statt Zuzügen hätte es vielleicht sogar eine Abwanderung aus der Beinahe-Flughafengemeinde gegeben.

Nein, BMW war ein Glücksfall für Fürstenfeldbruck und Maisach, weil mit vergleichsweise geringem Aufwand die Fliegerei auf Dauer verhindert wurde. Es muss aber schon seinerzeit allen Beteiligten und Eingeweihten klar gewesen sein, dass ein Fahrertraining keine alleinige Perspektive sein kann für die zivile Nachnutzung des Fliegerhorstes. BMW nahm und nimmt also die Rolle eines Platzhalters ein, der am Anfang recht nützlich gewesen sein mag, mit zunehmendem Umweltbewusstsein bei der CSU aber lästig geworden ist. Die Stimmung richtig erkennend, gestaltete dann Maisachs Gemeindechef Hans Seidl eine Art Drohkulisse und verlangte ein größeres wirtschaftliches Engagement von BMW. Wer die Jahre zuvor genau hingeschaut hatte, konnte aber solche Absichten nicht erkennen. Es ging allein um einen größeren Handlingkurs für die Trainingsfahrten, nicht aber um einen Betrieb, der auch Gewerbesteuern erwarten lässt und zum Image der Region beiträgt.

Jetzt verabschiedet sich BMW mit dem wenig überzeugenden Argument, der Nachhaltigkeit wegen nicht mehr durchs Schutzgebiet brettern zu wollen, und gibt damit seine Platzhalterrolle ab. Der Weg wird also frei sein, um schon vor dem Abzug der Bundeswehr die Zukunft im Fliegerhorst gestalten zu können. Vielleicht finden die vier Anrainerkommunen doch noch zu einer gemeinsamen Strategie.

© SZ vom 28.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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