Klimaschutz in Germering:Gewappnet gegen Hitze und Hochwasser

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Klimaschutzbeauftragter Pascal Luginger will Germering fit machen für die Erderwärmung. Sein Ziel ist natürlich auch, dass die Stadt irgendwann keine Treibhausgase mehr ausstößt

Von Ingrid Hügenell, Germering

Üppige Fassadenbegrünung kühlt die Innenräume der Gebäude, aber auch die Umgebung. Außerdem schützt sie die Außenhaut der Häuser vor Witterungseinflüssen wie starkem Hagelschlag. Hier ist Efeu zu sehen, der überdies Lebensraum und Futter für Vögel und Insekten bietet. (Foto: Florian Peljak)

Mehr Schatten an heißen Tagen, ein geringeres Hochwasserrisiko in der Stadt, mehr Wärme aus erneuerbaren Energien, weniger Autoverkehr. Pascal Luginger hat ziemlich viele Ideen, wie Germering dem Klimawandel begegnen kann. Seit ziemlich genau einem Jahr ist der 31-Jährige nun Klimaschutzbeauftragter der Stadt. Weil dazu an vielen Stellen ämterübergreifend gehandelt werden muss, hat Luginger eine Stabsstelle beim Oberbürgermeister.

Das sei eine Ausnahme, über die er sehr froh sei, sagt er. Denn oft seien Klimaschutzbeauftragte irgendwo im Bauamt angesiedelt. Dort könnten sie aber nur wenig erreichen. Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) sei da aufgeschlossener, sagt Luginger. Einmal pro Woche sprechen die beiden über das Klima. Seine Kollegen in der Stadtverwaltung hätten ihn sehr freundlich aufgenommen. Auch darüber ist er froh, denn er will und muss mit allen gut zusammen arbeiten. Lugingers Aufgabe ist es, die Emissionen von Treibhausgasen in der Großen Kreisstadt zu senken und so den Klimawandel zu bekämpfen. Außerdem will er die Stadt gegen dessen Folgen wappnen.

Dazu erstellt er einen Klimaplan, der ganz konkret aufzeigen wird, was die Stadt tun kann. Den ersten Teil, der sich mit der Senkung der Emissionen befasst, hat Luginger bereits im Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt. Noch im Herbst folgt der zweite Teil, in dem es um die Anpassungen an den Klimawandel geht. Darin wird, wie Luginger der SZ sagt, ganz konkret beschrieben, welche Auswirkungen der Klimawandel in der Stadt haben wird und wie Germering sich daran anpassen kann. Etwa durch Fassadenbegrünung. Die kühle nicht nur das Gebäude, sondern durch Verdunstung auch die Umgebung. Überdies schütze eine dichte Begrünung die Fassade vor Hagelschlag, sagt der Klimaschutzbeauftragte. Beim Um- und teilweisen Neubau der Kirchenschule fließen solche Ideen und Vorschläge ein.

Die Energiezentrale Nord wird bei den Wärmewochen besucht und erläutert werden. (Foto: Stadtwerke/oh)

Stellen in der Stadt, an denen es sehr heiß wird, könnten gezielt beschattet werden, am besten durch Bäume. Auf spiegelnde Glasfassaden, die ihre Umgebung aufheizen, sollte man hingegen lieber verzichten, erklärt Luginger.

Und wo viele ältere Menschen unterwegs sind, die durch große Hitze besonders gefährdet sind, könne man Bänke zum Ausruhen im Schatten aufstellen. Auch ums Wasser wird es gehen - zum einen wird untersucht, wo in Germering die Gefahr von Hochwasser besteht, etwa durch große, versiegelte Flächen, und was man dagegen tun kann. Zum anderen können Brunnen und Trinkwasserspender bei großer Hitze ebenfalls hilfreich sein.

Teile zur Mobilität und weiteren übergreifenden Themen folgen 2022. "Ziel ist es, am Ende ein strategisches Arbeitspapier in den Händen zu halten, an dem sich konkrete Maßnahmen orientieren und Erfolge messen lassen können", hat Luginger bei der Bürgerversammlung erklärt. Das Werk wird als handliche Broschüre für alle Germeringer zu haben sein.

Als ein öffentlichkeitswirksames Ergebnis seiner Arbeit finden vom 16. bis 27. November die "Themenwochen Wärme" in Germering statt. "Die Privathaushalte heizen zu 47 Prozent mit Öl", sagt Luginger, und beim Energieverbrauch ohne die Mobilität mache die Wärmeerzeugung 80 Prozent aus, Strom die restlichen 20 Prozent. Mit erneuerbaren Energien zu heizen, würde also eine Menge helfen, um weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre zu blasen.

Die Stadt habe wenige Möglichkeiten das zu fördern. Sie könne aber das Problem sichtbar machen und darüber diskutieren. "Wir können zeigen, welche Alternativen es gibt und was finanziell gefördert wird ", sagt Luginger. Etwa die oberflächennahe Geothermie mittels Wärmepumpen, auch für Privathäuser. "Ganz Germering eignet sich dafür." Die Technik sei noch wenig bekannt. Sie wird aber schon genutzt, um das neue große Holzhaus auf dem Abenteuerspielplatz zu beheizen. Das Gebäude am Aubinger Weg samt der Wärmepumpe, die laut Luginger erstaunlich klein ist, kann am Samstag, 27. November, von 11 bis 13 Uhr besucht werden. Architektin Verena Füllemann beantwortet Fragen dazu.

Eine Woche vorher, am 20. November, kann man die Energiezentrale Nord beim Hagebaumarkt und ein privates Biomasse-Heizwerk besuchen. Roland Schmid, Leiter der Germeringer Stadtwerke, erklärt dabei zwischen 10 und 11.30 Uhr, wie Blockheizkraftwerke und Nahwärmenetze funktionieren. Zu den beiden Besichtigungsterminen kommen drei Vorträge zur Erneuerung der Heizung, der idealen Sanierung von Gebäuden und zum Energienutzungsplan für Germering. Den stellen Luginger und Andreas Robrecht vom Bauamt am 22. November in der Stadthalle vor. Vorgesehen ist dabei auch eine Besichtigung des Heizkessels der Stadthalle.

© SZ vom 05.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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