Klavierduo im Stadtsaal:Romantische Charakterbilder

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Nach zwei Jahren ist das Klavierduo Susanne und Dinis Schemann wieder einmal im Stadtsaal zu hören. (Foto: Simon)

Susanne und Dinis Schemann begeistern ihr Publikum in Fürstenfeldbruck

Von KLAUS MoHR, Fürstenfeldbruck

Keine andere Kammermusikbesetzung haben die Konzertbesucher in Fürstenfeldbruck und Umgebung öfter live gehört, und doch geht weder das Repertoire aus, noch wird es langweilig: Das Schemann-Klavierduo mit Susanne und Dinis Schemann organisiert nicht nur mehrere Konzertreihen, sondern musiziert in erster Linie selbst (was der Urgrund für den Erfolg der Konzertreihen sein dürfte). Am Samstag war das Schemann-Klavierduo nach zwei Jahren wieder im voll besetzten Stadtsaal zu erleben, diesmal vierhändig an einem Flügel. Auf dem Programm standen ausschließlich Werke des 19. Jahrhunderts, einer Zeit also, die als Epoche der Romantik bezeichnet wird. Und doch öffnete sich in den drei Kompositionen ein ganz unterschiedlicher stilistischer Kosmos.

Gaetano Donizetti ist uns heute vornehmlich als Opernkomponist bekannt, seine Instrumentalkompositionen werden nur noch selten aufgeführt. Das gilt auch für die Sonate in D-Dur für Klavier zu vier Händen, die das Programm eröffnete. Donizetti sei der Meister des Belcanto, des schönen Gesangs gewesen, erläuterte Dinis Schemann zu Beginn. Der Allegro-Kopfsatz der Sonate zeigte jedoch noch eine weitere Ebene: So, wie der Opernkomponist Donizetti den Sängern quasi in die Gurgel geschrieben hat, hat der Instrumentalkomponist Donizetti den Klavierpart wie direkt in die Tasten diktiert. Auf diese Weise waren in diesem Stück veritable Kantilenen in der Oberstimme vorherrschend, die beispielsweise bei den schmachtenden Vorhalten direkt am vokalen Vorbild orientiert schienen. Hinzu kamen wunderbar perlende Oktavläufe und Spielfiguren, die die sängerischen Spezifika im Hinblick auf die klavieristischen Möglichkeiten modifizierten. So entstand in klassischer Ausgewogenheit der klanglichen Balance eine von Witz und Leichtigkeit getragene Interpretation. Sehr präzises Zusammenspiel prägte das Final-Allegro, das außerdem durch eine enge Verzahnung der Hände und eine sehr differenzierte Dynamik überzeugte.

Der Titel "Lebensstürme" des späten Duos in a-Moll D 947 von Franz Schubert stammt nicht vom Komponisten selbst, sondern von einem späteren Verleger, wohl mit der Absicht einer besseren Vermarktung. Die Interpretation des Schemann-Klavierduos offenbarte jedoch durchaus klangliche Assoziationen, die diesen Titel passend erscheinen ließen. Kraftvoll gesetzte Akkorde, die nie hart klangen, kontrastierten mit zarten lyrischen Passagen und retardierenden Momenten, die wie ein komponiertes Innehalten und Sinnieren wirkten. Traumwandlerisch die harmonischen Rückungen, die den Hörer oft wie in eine andere Sphäre hoben.

Nach der Pause erklangen die Sechs Stücke op. 11 von Sergej Rachmaninow, eine Art musikalischer Bilderreigen. Fast impressionistisch mutete die wogende Klangwelt in der Barcarole an, gefolgt von einem Scherzo, dessen markant-spitzer Impetus über den harmlosen Spaß weit hinausging. Im Schlussstück, einer Slava, wussten die Pianisten geschickt mit der hohen Zahl an Noten und der daraus drohenden Klangfülle umzugehen und stellten der russischen Monumentalität einen sehr nobel-klangvollen Klavierklang entgegen. Die Charaktere der einzelnen Stücke konnte man nicht nur der Musik selbst, sondern auch den ausladenden Körperbewegungen der Pianistin entnehmen. Zwei schwungvolle Zugaben verliehen dem begeisterten Applaus zusätzlichen Drive.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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