Kirchenmusik am Karfreitag:Im Geiste des großen Meisters

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Bachchor und Bachorchester bringen eine selbst arrangierte Version der Johannespassion auf die Bühne

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Johann Sebastian Bachs Johannespassion hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Wenige Monate nach seinem Antritt als Leipziger Thomaskantor am Karfreitag 1724 uraufgeführt, wurde sie bereits ein Jahr später komplett überarbeitet präsentiert. Maria Hammer vom Brucker Bachchor und Bachorchester geht davon aus, das diese Änderung auf Druck des Stadtrats entstanden ist. "In der ersten Version wird Jesus als Held gezeigt, der über den Dingen steht. Die Sünden der Menschen stehen da weniger im Vordergrund", sagt sie. Das habe der Obrigkeit nicht gepasst. Insgesamt jedenfalls sind schließlich vier Versionen der Johannespassion zu Bachs Lebzeiten erschienen, eine endgültige Fassung gibt es nicht. Und so präsentiert der Bachchor bei seinem Karfreitagskonzert eine eigene, von Chorleiter Gerd Guglhör kuratierte, Version.

Eröffnet wird sie wie die Urversion mit dem Chor: "Herr, unser Herrscher". Der beginnt mit tiefen Bass-Tönen. "Für mich steht das für das Fundament, auf dem der Glauben steht", sagt Hammer. Es folgen hohe Streicher, interpretiert als Flügelschlag einer Taube, des Heiligen Geistes. Dann kommen die Holzbläser, deren Melodien sich kreuzen. Die Partitur zeigt, dass Bach dazu viele Kreuznoten verwendet. "Gleich mit diesem Eingangschor wird ein Statement für den Glauben gesetzt. Symbolisch wird die ganze Trinität bereits hier dargestellt", so Hammer. Aus der zweiten Version, die mit dem Choral: "Christe, du Lamm Gottes", der wesentlich sündenzentrierter ist, übernimmt der Chor dafür drei dort neu eingefügte Arien, die nur noch selten zu hören sind.

"Ich glaube dadurch wird die Aufführung sehr interessant. Wir haben die Johannespassion ja schon mehrmals gesungen, aber eben noch nie in dieser Version", sagt Hammer. Auch der für die Aufführung gewählte Schluss, das "Ach Herr, lass dein lieb Engelein", sei besonders selten zu hören. "Wir haben versucht, an die Art anzuknüpfen, wie Bach mit der Passion umgegangen ist." Die Proben seien diesmal besonders intensiv gewesen, der Chor sei noch einmal zusammengewachsen. Es sei darum gegangen, Nuancen herauszuarbeiten und zu lernen spontan auf die Stimmung zu reagieren. "Gerade bei diesen Chorälen, die immer die Psyche betreffen und berühren, muss der Gesang ganz stimmig zum Moment passen. Da müssen wir Sänger auf Zack sein und schauen was der Chorleiter anzeigt", erklärt Hammer.

Unterstützt werden Bachchor und Bachorchester von mehreren hochkarätigen Solisten. Unter anderem auch dem Bass Benedikt Eder, der bereits in Germering gesungen hat und der von der Bayerischen Singakademie kommt. Geleitet wird diese Talentschmiede von Guglhör, der es den jungen Sängern immer wieder ermöglicht, dem Publikum in Fürstenfeldbruck ihr Können zu zeigen.

"Johannespassion", Bachchor und Bachorchester, Freitag, 30. März, von 20 Uhr an im Stadtsaal Fürstenfeldbruck. Karten ab 27 Euro.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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