Kaufverhalten:Selbstverpflichtung zu gerechtem Handel

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442. Fairtrade-Town in Deutschland: Oberbürgermeister Andreas Haas (links) nimmt die Urkunde von Manfred Holz entgegen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach Fürstenfeldbruck, Gröbenzell und Puchheim gehört nun auch die Stadt Germering zum Kreis der Fairtrade-Towns

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Stadt Germering darf sich mit dem Titel einer Fairtrade-Town schmücken. Am Montag überbrachte Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz die Urkunde, Oberbürgermeister Andreas Haas nahm sie zu Beginn der Bürgerversammlung in Empfang. Wie die Landkreiskommunen Fürstenfeldbruck, Gröbenzell und Puchheim verpflichtet sich nun auch Germering, den fairen Handel zu unterstützen. Das geschieht unter anderem dadurch, dass im Rathaus Kaffee aus fairem Handel ausgeschenkt wird und die Verwaltung bei Präsenten auf Waren aus diesem Handelsfeld zurückgreift. Den neuen Titel hat die Stadt auch erhalten, weil etliche Geschäfte Lebensmittel, Blumen, Textilien oder Kunsthandwerk aus fairem Handel anbieten und Gastwirtschaften Transfair-Produkte zum Kochen verwenden.

Bei der Übergabe der Urkunde sagte Haas, Germering wolle "Verantwortung übernehmen". Außerdem dankte er den Germeringern, die sich darum gekümmert haben, dass die Stadt die Aufnahmekriterien erfüllen konnte. Die sogenannte Steuerungsgruppe hat innerhalb weniger Monate genügend Wirte und Geschäftsleute zum Mitmachen bewegt und die Öffentlichkeit über die Bedeutung des fairen Handels informiert. Nach den Worten von Wolf-Dieter Gatzke, dem Sprecher der Gruppe, ist deren Arbeit mit der Erringung des Siegels aber nicht getan. Man wolle die Idee des fairen Handels "dauerhaft verankern", versprach Gatzke, der zu den Gründern des Weltoffen-Ladens in Germering zählt, am Montag. Deshalb möchte die Gruppe weitere Geschäftsleute dafür gewinnen, Waren aus fairem Handel anzubieten. Eine andere Idee ist, die Sportvereine anzusprechen und dafür zu gewinnen, Transfair-Bälle zu erwerben. Schließlich werde ein hoher Prozentsatz der in verschiedenen Sportarten verwendeten Bälle in armen Ländern gefertigt, hieß es.

Auch Manfred Holz erwähnte die breite Palette an Artikeln, die der faire Handel bietet. Schon lange gebe es mehr als die "Sandino-Brühe", den Kaffee aus Nicaragua, mit dem der faire Handel angefangen hat, sagte Holz und nannte neben Kaffee und Schokolade Honig, Eiscreme, Wein oder Kosmetika als weitere Produkte. Sogar Gold wird laut Holz inzwischen zu fairen Bedingungen gehandelt. Insgesamt gibt es mehr als 300 verschiedene Produkte.

Allerdings haben Transfair-Artikel bislang nur einen sehr kleinen Anteil an den Waren in den Einkaufskörben. Nach Aussage von Holz gibt jeder Deutsche durchschnittlich zwölf Euro im Jahr für solche Waren aus. In Nachbarländern wie Österreich oder den Niederlanden sind es 24 Euro, in Großbritannien 33 Euro und in der Schweiz gar 58 Euro. Deutschland habe also Nachholbedarf sagte Holz, verwies aber auch auf die Steigerungsraten für den Einkauf fair gehandelter Produkte, die pro Jahr etwa 20 Prozent betragen.

Die Idee des fairen Handels bezeichnete Holz als "konkreten Beitrag gegen Armut". Langfristige Beziehungen zu den Produzenten und Preise, die über dem Weltmarktniveau liegen, sollen helfen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zu verbessern. Ziel des fairen Handels ist es, dass die Produzenten, vor allem Kleinbauern, durch die Arbeit nicht nur ihren Lebensunterhalt verdienen, sondern auch Geld für Investitionen und soziale Projekte, etwa eine Schule, erwirtschaften können.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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