Kabarett-Nachwuchswettbewerb:Spitze Zunge und bekannte Hits

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Bei der Vorrunde des Paulaner Solo sind sich Jury und Publikum einig. Stand-up-Komödiantin Franziska Wanninger und Stefan Leonhardberger qualifizieren sich in Fürstenfeld für das Finale im Herbst

Von Sonja Pawlowa, Fürstenfeldbruck

Es war ein breit gefächerter Abend im Zeichen des Kabaretts in Fürstenfeld. Zeitgleich gaben sich gleichsam Wurzel und Knospe des aktuellen Kabaretts in zwei Parallelveranstaltungen die Ehre: Im Stadtsaal Josef Hader, und im kleinen Saal die ausverkaufte Vorrunde des Paulaner Solo, einem Nachwuchswettbewerb. Vor drei Juroren und einem versierten Stammpublikum traten im ausverkauften Saal vier Wettbewerber der Sparten Kabarett, Musikkabarett, Kleinkunst und Comedy an. In 30-minütigen Auszügen aus ihren jeweiligen Programmen präsentierten die Nachwuchskünstler Darbietungen aus ihrem höchst unterschiedlichen Schaffen.

Kai Spitzl aus Köln machte den Auftakt. Spitzl ist ein Meister der spitzen Zunge, dazu niveauvoll, intellektuell und elegant. Er zeichnete Figuren wie den kreativ sein wollenden Zeitgenossen, der jahrelang an seinen Kurzgeschichten schreibt, mit dem Ergebnis magerer Schüttelreime. Politisch wurde es nicht, doch analysierte Spitzl diverse Gruppierungen, die neuerdings in Erscheinung treten, wie die "Salatisten, die Gruppe der veganen Holländer" und die "HoGeSa - Hooligans gegen Salafisten".

Eine völlig andere Form der Unterhaltung präsentierten Christin Henkel und ihr Cellist Juri Kannheiser. Ihre Chansons mit bösen und zynischen Texten boten durch die ansprechende musikalische Aufbereitung ein Erlebnis für alle Sinne. "KlaKaSon" nennt sich das Genre, nämlich das klavierkabarettistische Chanson. Von der Ansage im französischen Akzent bis zur Frage ans Publikum, "Darf ich Sie auch euchzen?", zeigte Henkel eine breite Palette ihrer Möglichkeiten auf. Ein Ohrwurm war auch dabei. "Wir sind jetzt erwachsen." Das Lied richtet sich an junge Spießer, die sich nicht als solche empfinden. Damit nicht genug: Trotz ihres dichten Terminkalenders schreibt Christin Henkel derzeit ein Buch und komponiert Filmmusik.

Mit Franziska Wanninger betrat eine waschechte Stand-up-Komödiantin die Bühne. Das Publikum feierte sie als Lokalmatadorin, obwohl sie aus Marktl am Inn und nicht aus Fürstenfeldbruck stammt. Mit den Themen Heimat und der Darstellung urbayerischer Typen packte sie den Saal am "Schlafittl". Ob nun die geizige Erbtante Elfriede oder der ehemalige Kreisrat Küchengerätevertreter, Wanninger lässt ihre Figuren durch nur minimale Veränderung ihrer Körperhaltung oder Intonation plastisch werden und setzt ihre zweijährige Schauspielausbildung in Los Angeles sehr gewandt ein. In ihrem Heimatdorf wurde sie früher wegen ihrer großen Pläne ausgelacht.

Stefan Leonhardsberger und Martin Schmid kamen, sahen und siegten. Das Konzept der beiden ist bestechend: Allseits bekannte Hits und Dauerbrenner der Popmusik überträgt der begnadete Autor Paul Klambauer ins Österreichische. Dabei entstehen großartige Zeilen wie "Sonne wie Milchreis auf der Haut". Ob nun der "Würstelstand" zum Takt des HipHop-Knallers "Candy Shop" oder "Billie Jean is ned mei Bua", das Zusammenwirken der Pop-Melodien mit den Texten im Dialekt, gepaart mit dem grandiosen schauspielerischen Talent von Stefan Leonhardsberger, überrascht und heizt an. Der Song "Besoffener Tänzer", im Original "Private Dancer" von Tina Turner, lässt vor dem Auge des Betrachters die Szenerie einer Landdisco entstehen. Das gesamte "Billie Jean"-Programm ist unter anderem im Schlachthof und im Deutschen Theater zu sehen.

Der Paulaner Solo-Wettbewerb sieht einen Publikumspreis und einen Jurypreis vor. In der Vorrunde am Freitagabend waren sich Jury und Publikum einig. Den ersten Platz errang Stefan Leonhardberger, gefolgt von Franziska Wanninger. Sie werden gegen die beiden Sieger der 2. Vorrunde beim Finale am 23. Oktober antreten.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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