Jubiläum:Schmuckkästchen am Mühlbach

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Das Runde vor dem Eckigen: Um den Brandschutz zu gewährleisten, wurde diese Wendeltreppe an das Kulturzentrum am Olchinger Mühlbach angesetzt. (Foto: Günther Reger)

Nach umfangreicher Planung und Renovierung eröffnet 2004 die Kulturwerkstatt in Olching. Jetzt wird das 15-jährige Bestehen mit einem Jubiläumskonzert gefeiert

Von Katharina Knaut

Olching - Ein renovierungsbedürftiges Gebäude am Ufer des Mühlbachs. Im Untergeschoss Spinnweben und aufgereihte Lastwagen, im ersten Stock einfache Zimmer für Arbeiter der nahen Papierfabrik. Noch vor einigen Jahren konnten sich nur wenige vorstellen, dass in einem solchen Haus einmal die Wände mit Bildern geschmückt, die Räume von Klängen klassischer Musik erfüllt sein könnten. Und dennoch ist genau das in diesem alten Gebäude entstanden: 2004 wurde dort offiziell die Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (Kom) eröffnet. Das 15-jährige Bestehen wird an diesem Freitag mit einem Jubiläumskonzert begangen.

Heike Lotterschmid, in ihrer Zeit als Zweite Bürgermeisterin Mitinitiatorin des Kulturzentrums, erinnert sich noch gut daran, wie es ohne diese Einrichtung gewesen ist. "Die Empfänge unserer Austauschstädte, der Neujahrsempfang, Veranstaltungen - für alles hatte man einfach keinen Platz", erzählt sie. "Für die damals größte Gemeinde Bayerns war das einfach kein Zustand." Insbesondere, da die umliegenden Kommunen ihre eigenen Kulturzentren bauten. "Die Olchinger Vereine drängten nach Räumen."

Dann kam das Angebot: Der Wasserzweckverband, damaliger Eigentümer des Gebäudes, schlug der Gemeinde ein Tauschgeschäft vor, das 1998 auch vollzogen wurde. Die Vereine reagierten prompt: "Die haben sich gleich der Rumpelkammer bemächtigt, in der damals noch die Lastwagen abgestellt wurden", erinnert sich Lotterschmid. "Man wollte auf den Standort aufmerksam machen." Es war die erste Ausstellung, die im heutigen Kom stattfand.

Schlendert man 2019 durch die unteren Säle der Olchinger Kulturwerkstatt, flutet Licht durch viele Fenster, alles wirkt hell und freundlich. Das Gebäude ist aufgeräumt, die Wände sauber gestrichen. Ein Anblick, der damals ebenso wenig vorstellbar war wie heute Lastwagen, Spinnweben und Dreck: "Im Gemeinderat gab es immer wieder heftigen Widerstand", erzählt Lotterschmid. Ein Neubau war nicht möglich, seit 1987 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Nur eine Renovierung kam in Frage. "Der Tenor war: 'Was wollt's ihr mit dem alten Klump?'". Vor allem die Konservativen stellten sich gegen das Projekt, so Lotterschmid. Das sei nicht zu stemmen, hieß es. Dass das Projekt schließlich doch vorangetrieben wurde, lag vor allem am ehrenamtlichen Engagement. "Betrieb und Unterhalt durften nichts kosten."

Um die Kräfte zu bündeln, schlossen sich die Kulturschaffenden in einem Verein zusammen. Lotterschmid betont aber vor allem auch das Engagement der damaligen Kulturreferentin Gabriele Frank. Die ausgebildete Kulturmanagerin erarbeitete zusammen mit einer Teilzeitkraft der Gemeinde ein kostengünstiges Betriebskonzept. "Zusammen haben sie das so am Kochen gehalten, man konnte sich nicht mehr darüber hinwegsetzen ", so Lotterschmid. 2002 begann schließlich die Renovierung. Diese übernahm Architekt und damaliger Kreisheimatpfleger Alexander Zeh. Fundamente wurden verstärkt, Dachplatten erneuert. "Aus der alten Substanz machte er ein akustisches Wunder" schwärmt Lotterschmid. Es entstand das Kulturzentrum, wie es im Jahr 2019 am Ufer des Mühlbachs zu bewundern ist: Ein langes, weiß gestrichenes Gebäude mit rotem Satteldach, farblich passenden Türen und tiefen Fenstern. Und es hat Erfolg: Über 200 Veranstaltungen finden dort im Jahr statt. In den vergangenen beiden Jahren hat sich der Ticketverkauf um 60 Prozent gesteigert. Eine Besonderheit bilden die Sonntags-Matineen des Vereins Eleven Eleven, zu denen der Vorsitzende Michael Schopper regelmäßig bekannte Musiker und Sänger in das Kulturzentrum einlädt. Lotterschmid erinnert sich aber vor allem an die Barocknächte, bei denen einen Abend lang sämtliche Bühnen bespielt wurden.

Zum 15. Geburtstag wünscht sie sich für das Kom vor allem ein großzügiges Budget. Und dass die Remise, das kleine Holzhaus neben dem Kulturzentrum, doch noch für eine Nutzung umgebaut wird.

Jubiläumskonzert, Freitag, 5. April, mit "Luz Amoi", 20 Uhr, Kom, Hauptstraße 68.

© SZ vom 04.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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