Jubiläum:Moderne Geschichte

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Die zwei trauernden Mönche aus dem 15. Jahrhundert gehören zu den 25 neuen Ausstellungsstücken. (Foto: Günther Reger)

Das Museum Fürstenfeldbruck feiert sein 25-jähriges Bestehen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Eines der wenigen Originale aus der Epoche des Klosters hat einen neuen, sicheren Standort im Museum Fürstenfeldbekommen. Der Putto aus Salzburger Marmor, von Roman Anton Boos um 1765 geschaffen, steht seit Kurzem in der Dauerausstellung zur Klostergeschichte. Es ist eines von 25 neuen Objekten, die das Museum von Fürstenfeldbruck zu seinem 25. Geburtstag in den diversen Ausstellungen des Hauses platziert hat. Alle sind mit einem Schildchen markiert und sollen Besucher zu einer Entdeckungstour animieren.

Die meisten Stücke finden sich im Erdgeschoss, darunter zwei Figuren aus Eichenholz aus dem 15. Jahrhundert, die trauernde Mönche darstellen. Bemerkenswert ist, dass eine der Figuren aus dem Spätmittelalter eine Lesebrille trägt. In der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte finden sich ein Beil aus der Steinzeit und schöne Zikadenfibeln aus dem Emmeringer Gräberfeld der Bajuwarenzeit. Die Ausstellung über das Leben in Bruck um 1900 wurde um eine Schießscheibe des Bürger-Landwehrschießens von Anno 1856, sowie etliche Gemälde, darunter eine Darstellung des NS-Malers Ernst Crasser, ergänzt.

Die neuen Objekte beschreiben das Programm des renommierten Museums, das sich im Lauf von zweieinhalb Jahrzehnten entwickelt hat. Der Fokus liegt auf der Geschichte des Klosters Fürstenfeld und der Tätigkeit der Künstler und Kunsthandwerker, die sich seit dem 19. Jahrhundert in Stadt und Land tummeln. Das zeigt sich sowohl in den Themen der Sonderausstellungen als auch in der aktuellen Sammlungskonzeption. Sie zielt darauf, den Bestand an Objekten des ehemaligen Klosters Fürstenfeld sowie aus den Nachlässen der Künstler zu erweitern.

Dabei baut das Haus auf seine Vorläufer auf. Das erste Museum am Ort richtete der Historische Verein 1904 im Niedermeier-Anwesen ein, es hatte aufgrund der Zeitläufe allerdings keinen Bestand. Dort wurde bereits der prachtvolle Hausaltar des Abtes Martin Hazi aus dem 18. Jahrhundert gezeigt, der im vergangenen Jahr aus dem Depot in Freising wieder nach Fürstenfeld zurückgekehrt ist. Der Hofkaplan August Aumiller war damals der Initiator und begründete eine Sammlung, die heute zum Altbestand des Museums zählte. Ihm ist die große Sonderausstellung gewidmet, die im November beginnt.

Auch den Anläufen in den Fünfziger- und Sechziger-Jahren, wieder ein Museum einzurichten und zwar im Alten Rathaus, war kein Erfolg beschieden. Erst mit der Gründung des neuen Historischen Vereins 1982 und dem Engagement der Stadt wurden die Grundlagen für die heutige, erfolgreiche Einrichtung geschaffen. Seit 1991 wurde das Museum im Schnitt alle vier bis fünf Jahre um eine neue Dauerabteilungen erweitert, darunter die Ausstellung zu Bruck um 1900 und die Abteilung Vor- und Frühgeschichte.

Dass sich der Schwerpunkt im Lauf der Zeit etwas verschoben hat, sieht man daran, dass 1994 noch eine große Sonderausstellung zum Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution zu sehen war. Inzwischen hat sich eine gewisse Arbeitsteilung zwischen dem Museum der Stadt und dem Jexhof-Museum des Landkreises herausgebildet. Die Einrichtung in Schöngeising widmet sich viel stärker sozialhistorischen Themen und der Zeitgeschichte, wie zuletzt dem Ersten Weltkrieg oder vor mehreren Jahren dem Nationalsozialismus im Brucker Land.

Die Konzeption in Bruck wird von den beiden Museumsleiterinnen Angelika Mundorff und Eva von Seckendorff ständig reflektiert. "Wir haben die museale Landschaft im Blick, suchen nach neuen Ansätzen und Fragestellungen", sagt Mundorff. Das zeigt die gelungene Dauerausstellung zur Klostergeschichte, die vor drei Jahren die etwas angestaubte Vorläuferin von 1991 abgelöst hat. Das Design ist modern, es gibt interaktive Stationen, Themen wie der Tagesablauf der Mönche oder das Kloster als Wirtschaftsunternehmen, sind ansprechend aufgearbeitet. Großen Stellenwert hat heute die Museumspädagogik für Kinder und Jugendliche.

Ein großer Erfolg waren die Kurse im Frühjahr für Geflüchtete, in denen es sowohl um den Spracherwerb als auch die Vermittlung der Kultur des neuen Lebensumfeldes ging. Weitere zehn solcher Kurse sind heuer geplant, sie sollen regelmäßig im ganzen Landkreis angeboten werden.

Manchen modischen Schnickschnack hat das Museum nicht mitgemacht. Bis heute gibt es keine Audioguides, an denen Besucher durch Ausstellungen laufen wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen. "Museales Kerngeschäft" bleibe im digitalen Zeitalter, Originale anzubieten, die aus der Nähe betrachtet werden können, sagt von Seckendorff. "Die Besucher sollen die Ruhe finden, sich einzelne Stücke anzuschauen, dazu bieten wir Informationen und eine zeitgemäße Deutung."

Der nun gezeigte Putto steht in einer Sichtachse zu seinem ursprünglichen Platz draußen am Brunnen. Dort hatte der dicke Knabe mit dem satyrhaften Gesichtsausdruck, der etwa 400 Kilogramm wiegt, jahrelang gelitten. Er diente jugendlichen Besuchern als Zielscheibe, unter ihren Steinwürfen platzte die Oberfläche an vielen Stellen ab. An dem Brunnen steht heute, wie an vielen Orten im Land, eine Replik.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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