Jesus, die unbekannte Person:Christentum für Anfänger

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Mithilfe eines Glaubenskurses will die Stadtkirche Germering Inhalte und Aussagen der Bibel bekannter machen

Von Andreas Ostermeier, Germering

Vor einigen Jahren strahlte das österreichische Radioprogramm Ö 3 ein Kurzinterview mit zwei Frauen aus, denen der richtige Name des Sohns von Maria und Josef nicht einfallen wollte. Josef der Zweite sagte schließlich die eine, Lukas, immerhin der Name eines Evangelisten, die andere. Trotz mehrmaliger Nachfrage und obwohl der Befrager den Namen von Jesus nannte, die Frauen blieben bei ihren Namensvorschlägen. Nun mag der Radiobeitrag mit beträchtlichem Wiener Schmäh versehen gewesen sein, unstrittig ist, dass das Wissen um die Bibel, ihre Personen und ihre Aussagen abgenommen hat - und weiter zurückgeht, analog zum Verschwinden der Religion aus dem Alltag.

Dem will die Stadtkirche Germering entgegenwirken. Sie bietet deshalb einen Glaubenskurs an. "Alpha" heißt der, wie der erste Buchstabe des griechischen Alphabets. Ein Basiskurs also, Christentum für Anfänger. Den Besuch einer Messe will die Stadtkirche Anfängern erst gar nicht empfehlen. Kirchenferne Besucher, das haben die Vertreter der Pfarrei bei Hochzeiten und Taufen bemerkt, fühlten sich von Riten, der Sprache oder Inhalten des Gottesdienstes "eher befremdet als berührt", schreibt Thomas Tomkin, Diakonatspraktikant der Stadtkirche in der Ankündigung des Glaubenskurses. Sie sind nach Ansicht der Seelsorger besser in einem Glaubenskurs aufgehoben. An zehn Abenden, beginnend mit Dienstag, 12. März (um 19.45 Uhr in den Räumen von Sankt Johannes Bosco, Otto-Wagner-Straße 11), können sie sich biblisches Wissen aneignen. Weder Vorkenntnisse der christlichen Lehre noch eine kirchliche Vorprägung sind dafür notwendig.

Der Auftaktabend befasst sich mit der Person Jesu. Was hat er gesagt? Was getan? Lässt sich seine Existenz beweisen? Wie verlässlich sind seine Aussagen? Solche und andere Fragen sollen in einem Impulsvortrag und in Diskussionen zwischen den Teilnehmern besprochen werden. Unter denen werden nicht nur Kirchenferne und Zweifler sein, sondern auch Angehörige der Pfarrgemeinden, die ihren Glauben und dessen Inhalte reflektieren und auffrischen möchten, vermuten die Veranstalter des Glaubenskurses. Ziel ist ein ungezwungener Austausch über persönliche Glaubensfragen. Um die Atmosphäre zwischen den Teilnehmern zu lockern, steht am Beginn eines jeden Kurses ein gemeinsames Abendessen der Teilnehmer.

Der Alphakurs geht zurück auf die Ideen eines Londoner Pfarrers. Nicky Gumbel kam erst spät zum christlichen Glauben. Er überlegte, wie ein Kurs hätte aussehen sollen, der ihn und seine Freunde bereits als Jugendliche angesprochen hätte. Aus diesen Überlegungen sei der Alphakurs entstanden, heißt es in der Ankündigung. Alles sei dabei erlaubt: Witze, Lieder, Vorträge, Diskussionen und auch Fragen und Zweifel. So soll es auch in Germering sein. Und was auch immer nach zehn Kursabenden bleibt: Die Frage nach dem Sohn von Maria und Josef werden die Teilnehmer bestimmt nicht mit den Namen Lukas oder gar Josef der Zweite beantworten.

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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