Interview mit Rita Multerer:"Nicht alles steht in Reih und Glied"

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Rita Multerer aus Adelshofen ist seit 2018 Vorsitzende der Solidargemeinschaft Brucker Land. Sie war bereits bei deren Gründung vor 27 Jahren beteiligt, damals noch als Mitglied der Landjugend. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Streuobstwiesen, sagt die Brucker-Land-Vorsitzende Rita Multerer, zählen zu den artenreichsten Ökosystemen

Von Ariane Lindenbach

Am Samstag hat Brucker Land die alljährliche Sammlung der Äpfel von Streuobstwiesen begonnen, witterungsbedingt fiel der Start eher verhalten aus. Die Lieferanten erhalten 20 Euro pro 100 Kilo Früchte; diese werden gepresst und zu Unser Land Streuobst-Apfelsaft verarbeitet. Weshalb es trotz des verregneten Sommers bereits Anfang September Äpfel zu ernten gibt, und warum Streuobstwiesen so wertvoll für das ökologische Gleichgewicht sind erklärt Rita Multerer, Vorsitzende der Solidargemeinschaft Brucker Land.

SZ: Frau Multerer, wie ist der erste Samstag gelaufen?

Rita Multerer: Wir bieten die Streuobstsammlung auch in diesem Jahr wieder ab Anfang September an, an den Samstagen 11. und 25. September sowie 16. und 23. Oktober jeweils von 9 bis 13 Uhr bei Familie Schlemmer in Adelshofen. Allerdings war der erste Samstag sehr schwach, es zeichnet sich schon ab, dass dieses Jahr nicht so eine große Apfelernte sein könnte. Wir bieten auch dieses Jahr wieder das Apple Fon an, über die Nummer 08146/997730 - gerne auch auf den AB sprechen - vermitteln wir Besitzern von Streuobstwiesen ehrenamtliche Erntehelfer.

Wieso können trotz des kühlen, verregneten Sommers schon einige Apfelsorten jetzt geerntet und verarbeitet werden?

Es gibt ja verschiedene Apfelsorten, Gott sei Dank. Manche sind schon reif. Wir haben auch schon einige Liter Apfelsaft im Keller. Und wir haben in unseren Plantagen ausreichend Birnen und auch Zwetschgen. Die blühen zu anderen Zeiten als die meisten Apfelsorten, deshalb waren sie vom schlechten Wetter nicht so sehr betroffen. Generell ist es aber auch so, dass es immer wieder Jahre mit ungewöhnlich hohen, aber auch sehr niedrigen Erträgen gibt. Wenn Sie sich an 2018 erinnern, an diese Übeernte. Wir mussten einen Aufnahmestopp für die Streuobst-Äpfel verhängen und hatten letztlich so viele Äpfel, dass daraus auch unser Unser-Land-Apfel-Essig entstanden ist - ein neues Produkt, das bei den Kunden sehr beliebt ist.

Wieso sind Streuobstwiesen eigentlich so wertvoll für die Natur?

Das sind extensive Flächen, wo wahnsinnig viele Arten wachsen und leben. Sie sind für die Artenvielfalt sehr wertvoll. Streuobstwiesen sind der Lebensraum von rund 5000 Tier- und Pflanzenarten. Damit zählen sie zu den artenreichsten Ökosystemen hierzulande. Um das Bewusstsein für diesen Schatz zu steigern, organisiert Brucker Land auch das Projekt "Schule auf der Streuobstwiese". Es ist vor allem für dritte und vierte Klassen gedacht; die Kinder lernen so während des ganzen Schuljahres, was während welcher Jahreszeit dort in der Natur passiert - von der Blüte im Frühjahr bis zur Apfelernte und dem Mosten im Herbst.

Was ist denn das Charakteristische an einer Streuobstwiese?

Das steckt schon im Wort Streu, dass das nicht alles in Reih und Glied steht. Und es wachsen dort auch alte Sorten, meist hochstämmige Obstbäume, und nicht nur Äpfel, da kann auch mal ein Walnuss- oder Zwetschgenbaum stehen. Die Streuobstwiesen sind naturbelassen und bieten nicht nur Pflanzen und Tieren einen abwechslungsreichen Lebensraum, sondern sind mit den alten Bäumen auch für uns Menschen schön anzusehen.

© SZ vom 09.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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