Alterm:Demenz bei Kunden

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BDS-Vorsitzender Franz Höfeksauer über das Schulungsangebot von Brucker Forum und Handwerkern

Interview von Stefan Salger

Menschen werden immer älter - und manchmal dement. Gleichwohl bleiben sie häufig sehr lange eines: Kunden. Für Geschäftsleute und ihre Mitarbeiter in Einzelhandel und Handwerk wird das Thema "Demenz bei Kunden", dem sich nun das Brucker Forum in Kooperation mit Kreishandwerkerschaft und Gewerbeverband widmet, wichtiger. In Fürstenfeld wird nun eine erste "Impulsschulung" angeboten. Franz Höfelsauer (Foto: Setzwein), Vorsitzender des Brucker BDS-Gewerbeverbands und Beauftragter der Kreishandwerkerschaft, liegt diese Schulung sehr am Herzen:

SZ: Wieso ist das Thema so wichtig?

Franz Höfelsauer: Ich weiß, dass immer mehr ältere Menschen an Demenz erkranken. Das wird in Zukunft noch mehr. Es ist ein Thema, das uns alle angeht. Wenn es einen privat trifft, dann beschäftigt man sich damit. Aber im Beruf kann es uns auch passieren dass wir ältere Menschen treffen, die Hilfe benötigen - besonders im Lebensmittelhandel, weil hier viele ältere Kunden noch selbst einkaufen. Da ist es hilfreich, wenn man eine Idee hat, wie man mit den Kunden, die sich vielleicht auch ungewöhnlich verhalten, umgehen kann.

Haben Sie persönliche Erfahrungen?

Als ich noch selbst in unserer Bäckerei stand, hatten wir einen Kunden, den wir seit 20 Jahren kannten. Dann veränderte sich der ältere Herr und wurde von Woche zu Woche verwirrter. Eines Tages wollte er ständig zwanzig Schnitten kaufen. Wir haben dann immer gesagt: "Gerne" und ihm aber trotzdem nur eine Schnitte - so wie früher - eingepackt. Zum Glück kannten wir den Kunden gut und die Tochter hatte uns im Laufe der Zeit mitgeteilt, dass Ihr Vater an Demenz erkrankt war. Das hat geholfen. Uns und der Tochter war es wichtig, dass der ältere Herr so lange wie möglich seine liebe Gewohnheit, einmal am Tag zum Bäcker gehen, beibehalten konnte. Er sollte seine Freiräume behalten.

War Ihnen der Umgang mit dem Kunden unangenehm?

Nein, für uns war das nicht schlimm. Auch wenn es am Ende sogar so weit war, dass der Kunde im Bademantel und mit seinen Sparbüchern in den Laden kam. Bald danach konnte er dann leider nicht mehr zu Hause leben. Wir haben schon eine gewisse Verpflichtung zur Fürsorge gespürt.

Geht eine solche Fürsorge nicht zu weit?

Aber als Betriebsinhaber finde ich, stehen wir in der Pflicht, nicht nur was den Service und die Dienstleistung angeht. Sondern es geht auch um das Menschliche, um Mitmenschlichkeit. Ich finde es wichtig, dass Menschen mit einer solchen Erkrankung lange am Alltag teilnehmen können. Und da gehört der tägliche Gang zum Geschäft halt dazu. Das gilt besonders für den Lebensmittelhandel wie Bäcker oder Metzger, aber sicher auch für Friseure oder Apotheken. Kunden mit solchen Erkrankungen sollen ja nicht eingesperrt sein.

Sie würden sich also wünschen, dass Angehörige auch auf Sie zukommen?

Ich glaube, es hilft beiden Seiten, dem Geschäft und dem betroffenen Kunden, wenn man informiert ist. Ist man in einer Branche, wo es persönliche Gespräche mit Kunden gibt, merkt man vielleicht schneller Veränderungen, wenn man sich auskennt. Aber es kann auch helfen, wenn Verwandte der erkrankten Kunden uns vertraulich informieren. Die Angehörigen sollten sich nicht schämen. Denn das ist eine Krankheit, die jeden von uns treffen kann.

"Impulsschulung zur Einführung in das Thema "Demenz bei Kunden", Montag, 9. November, 19 Uhr, Referent ist der Demenzberater und Metzgermeister Markus Proske, Haus 8, Fürstenfeld 8 (gegenüber Klosterkirche). Anmeldung unter Telefon 08141/44 994 oder info@brucker-forum.de

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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