Internet-Konkurrenz:Direkter Kontakt

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Germeringer Geschäftsleute werben fürs Einkaufen in Läden

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Gäste stehen Schlange bei einer Veranstaltung des Germeringer Stadtmarketings. Das kommt nicht alle Tage vor. Die Einzelhandelsaktivistin des Germeringer Wirtschaftsverbandes, Katrin Schmidt, Inhaberin der Buchhandlung "Lesezeichen" und ihre Mitstreiter hatten sich etwas Besonderes ausgedacht: eine Imagekampagne "Germeringer Lieblingsläden". 300 eingeladene Stammkunden kamen ins Möbelhaus Grollmus und feierten bei Speis, Trank und Musik mit den 13 Geschäften, die sich dieser Kampagne angeschlossen haben. Die will zeigen, dass der persönliche Kontakt zum Kunden und die individuelle Beratung in Geschäften dem expandierenden Internethandel überlegen sind.

Das große Möbelhaus an der Landsberger Straße war auch der ideale Ort für die Eröffnung der Imagekampagne. "Wir haben den ersten Stock ausgeräumt und das Lager im Keller gefüllt", erzählt Grollmus-Inhaberin Melanie Hechtl. "Wir wollten ein Zeichen setzen, dass es für die Kunden schön ist, dass wir persönlich noch da sind." Es gelte, Hemmschwellen abzubauen. "Kommt rein", formulierte Hechtl ihre Bitte an die Kunden, "hinter dem Laden steht ein Mensch." So ist es auch an diesem Abend. Jedes der 13 Geschäfte aus dem Germeringer Zentrum hat seine hübsch dekorierte Ecke. Beteiligt sind Apotheken, Restaurants, Modegeschäfte, Buchhandlungen, ein Schuhgeschäft und Juwelier. Roll-ups, Plakatständer, in einer Größe von ein mal zwei Metern in der Kampagnenfarbe Blau gehalten, zeigen die Geschäftsleute, die aus der Ecke hervortreten.

So auch Apothekerin Claudia Echinger. "Bei uns geht es nicht anonym zu", markiert sie umgehend den Unterscheid zu den Internetapotheken. "Wir liefern kompetente Beratung und müssen für das geradestehen, was wir tun." Susanne Trenkle vom Buchladen "Phantasia" betrachtet den Abend auch "als Dankeschön an ihre Kunden". Sie ist seit drei Jahren in Germering mit einer Filiale vertreten, ihr Hauptgeschäft residiert in Planegg. Sie erwartet sich, wie auch Echinger, Synergieeffekte in der Kooperation mit den anderen beteiligten Läden. "Wir wollen bei den Germeringern punkten und uns in Erinnerung bringen", bekräftigt Juwelier Günter Luboss vor seinem Roll-up. Vorne der Chef - im Hintergrund zwei Mitarbeiterinnen. Dekoriert hat er seinen Stand mit Uhren, Ringen und Colliers, damit die vorbeiflanierenden Besucher einen Eindruck von seinem Sortiment bekommen.

Die Idee für diese Kampagne ist im vergangenen Jahr entstanden. Schmidt versammelte Gleichgesinnte zu mehreren Besprechungen, um das Konzept zu entwickeln. Parallel wurde eine Internetseite aus dem Boden gestampft, die unter www.germeringer-lieblingslaeden.de aufgerufen werden kann. "Wir sind offen für weitere Lieblingsläden", sagt Schmidt im Foyer bei der Begrüßung der Gäste. Auch Geschäfte, die nicht in der Innenstadt angesiedelt sind, könnten jederzeit mitmachen. Damit die Aktion auch finanziell zu stemmen ist, hat Joachim Vossen, Chef eines Instituts für Stadt- und Regionalmanagement, der Germering in Sachen Stadtmarketing berät, Fördergelder aus dem Städtebauförderungsprogramm mobilisiert. Der Zuschuss beträgt 14 000 Euro, zudem leisten die beteiligten Geschäfte einen Eigenbeitrag. "Eine schöne Messeatmosphäre ist das", konstatiert Vossen an diesem Abend bei Grollmus, als er durch die Räume schlendert. Mit ihrem Stammkunden wollen die Geschäfte etwas Besonderes machen. "Wir wollen mit mehr Service gegen das Internet angehen", fasst Vossen noch einmal die Kampagne zusammen, die fortgesetzt werden soll. Melanie Hechtl von Grollmus kämpft mit ihrem Angebot hochwertiger Möbel weniger mit der Internetkonkurrenz. Sie setzt auf persönliche Beratung. Immerhin verzeichnet sie in der inzwischen 65-jährigen Geschichte des Möbelhauses, das in der vierten Generation in Germering präsent ist, 13 000 registrierte Kunden.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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