Interkommunale Strategie:Die Hochwassergefahr bannen

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Fachbüro erarbeitet ein gemeinde- und städteübergreifendes Schutzkonzept für den Starzel-, Gröben- und Ascherbach. Erste Ergebnisse werden bis zum Jahresende erwartet

Von Manfred Amann, Eichenau/Gröbenzell/Olching

Die Anrainerkommunen von Starzel-, Ascher- und Gröbenbach kommen einer Lösung ihrer Hochwasserprobleme einen entscheidenden Schritt näher. Noch im Herbst sollen erste Ergebnisse einer Studie vorliegen, die aufzeigt, wie Olching, Puchheim, Eichenau, Gröbenzell und Alling besser vor Überschwemmungen zu schützen sind. Ausarbeiten soll dieses Konzept die CDM Smith Consult GmbH. Im Frühjahr hatten sich die fünf Kommunen darauf verständigt, unter Federführung des Amperverbandes (AV) ihr gemeinsames Problem gemeinsam zu lösen. Laut dem stellvertretenden Vorsitzende des AV, Gilchings Bürgermeister Manfred Walter, ist dieses Büro in einem Auswahlverfahrens mit Unterstützung einer fachlich versierten Anwaltskanzlei in einer europaweiten Ausschreibung ausgewählt worden. Sie wird Hochwasserschutzkonzept entwickeln.

Heiko Nöll, der für das Projekt zuständige Betreuungsingenieur des bundesweit agierenden Fachbüros, kündigt an, dass noch im September mit den Arbeiten begonnen wird. Gesucht wird nach einer umfassenden, großräumigen Lösung zum Schutz aller Anliegergemeinden im Einzugsbereich des Starzel-, Ascher- und Gröbenbachs. Da der Starzelbach, der westlich von Alling im Bernrieder Wald bei Schöngeising entspringt, auch von Gräben und Bächen gespeist wird, die von der Gilchinger Flur zulaufen, ist auch die im Landkreis Starnberg liegende Nachbargemeinde eingebunden. Die Messlatte für das Schutzkonzept bildet das Jahrhundert-Hochwasser, das statistisch einmal in hundert Jahren auftritt. Nach dem Vertrag werden auch die Richtwerte des statistischen "Extrem-Hochwassers" berücksichtigt, welches als seltenes Ereignis mit einer Katastrophe gleichgesetzt wird. Zudem ist festgelegt, darauf zu achten, dass die Schutzmaßnahmen "maximal förderungsfähig" sind. Das läuft laut Nöll auf eine durchschnittliche Kostenbeteiligung des Staates von 50 Prozent und mehr hinaus.

Immer wieder verwandelt sich der Starzelbach bei Starkregenfällen in einen reißenden, über die Ufer tretenden Fluss. Dabei werden regelmäßig weite Flächen sowie bebaute Gebiete überschwemmt, wodurch große Schäden entstehen. Das letzte große Hochwasser im Jahr 2013, damals fielen im Landkreis in drei Tagen 130 Liter Regenwasser pro Quadratmeter, war ausschlaggebend dafür, dass sich die Anlieger der "Starzel", wie das Gewässer im Volksmund genannt wird, einigten, ein gemeinsames Hochwasserschutzkonzept zu entwickeln. Erst war nur eine interkommunale Arbeitsgemeinschaft von Alling, Eichenau und Olching vereinbart worden. Auf Anraten von Fachleuten und des Wasserwirtschaftsamtes schlossen sich dann auch Puchheim und Olching an, um einen "großen Wurf" für die gesamte Region vom Ursprung des Starzelbaches bis zu seiner Einmündung in die Amper bei Olching zu ermöglichen.

Wie der Ingenieur Nöll erläuterte, beginnen die Arbeiten mit der Auswertung aller relevanten Daten, die aktuellen Dokumentationen wie zum Beispiel den Hochwassergefahrenkarten des Wasserwirtschaftsamtes entnommen werden können. Nach ergänzenden Vermessungen, etwa des Gewässerverlaufs samt Uferhöhen wird deren Leistungsfähigkeit berechnet. Darauf aufbauende Berechnungen unter der Berücksichtigung der Topografie der Uferbereiche ermöglichen die Erstellung eines Niederschlagsabflussmodells, aus dem hervorgeht, wie viel Wasser von den Bächen jeweils maximal aufgenommen und abtransportiert werden kann, aber auch, wo es zum Rückstau kommt, wo das Wasser zuerst über die Ufer läuft und wo sich wie viel sammelt. Diese Daten geben Aufschluss darüber, welche baulichen Hindernisse einem zügigen Wasserabfluss im Wege stehen. Das Abflussmodell zeigt auch auf, wo zum Beispiel Wasser rechtzeitig in große Rückhaltebecken ausgeleitet werden könnte, wie und wo durch bauliche und technische Veränderungen ein schnellerer Abfluss zu erreichen wäre, und auch, wie man Hochwasservorsorge zum Beispiel durch Renaturierung treffen kann.

Die Studie soll in einem Jahr vorliegen. Deren Kosten werden auf 200 000 Euro geschätzt. Welche der in der Studie vorgeschlagenen Maßnahmen in welcher Reihenfolge und in welchem Zeitraum umgesetzt werden, entscheiden die beteiligten Kommunen. Je schneller, dies geschieht, desto schneller wirkt der Hochwasserschutz. Das kann jedoch zehn und mehr Jahr dauern.

© SZ vom 07.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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