Inspiration:Geheimrezept Vergebung

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Irrtümer zugeben, daraus lernen: Schwester Teresa plädiert für eine neue Fehlerkultur in Deutschland. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Skateboard fahrende Ordensschwester Teresa Zukic spricht über den befreienden Umgang mit Fehlern

Von Eva Runkel

Fürstenfeldbruck - Eine Nonne, die Skateboard fährt und auf der Bühne rappt: Das ist sicherlich kein gewöhnlicher Anblick. Schwester Teresa Zukic ist aber auch keine gewöhnliche Nonne. Ein Foto, das sie auf einem Skateboard zeigt, machte sie berühmt. Mit Auftritten in Fernsehshows wuchs ihr Bekanntheitsgrad.

180 Vorträge hält Schwester Teresa in einem Jahr, und das keineswegs nur im kirchlichen Rahmen. Auch bei Unternehmen, Wirtschaftsforen und Gemeinden unterschiedlicher Konfessionen ist sie eine begehrte "Key Speakerin", also Hauptrednerin. Kürzlich sprach sie auf Einladung des Arbeitskreises Schule und Wirtschaft in Fürstenfeldbruck. Dass gleich zu Beginn einige technische Schwierigkeiten auftraten und man noch auf ein paar Gäste warten musste, störte Schwester Teresa nicht. Vielmehr sah sie es als passenden Einstieg zu ihrem Thema "Vom befreienden Umgang mit Fehlern".

Für ihren Vortrag verzichtete sie großteils auf technische Hilfsmittel, lediglich ein Fotos wurden an die Wand hinter ihr projiziert. Ihre unterhaltsame und anschauliche Art zu erzählen packt die Zuschauer sofort. Schon mit der Begrüßung lockert die Ordensfrau die Stimmung und bringt die Zuhörer zum Lachen.

Geboren in Kroatien, kam sie 1971 nach Deutschland. Dass sie einmal Nonne werden würde, hätte sie sich nicht vorstellen können, erzählt. Leistungssport habe damals bei ihr die höchste Priorität gehabt - Turnen und Mehrkampf. Während ihrer Zeit in einem Sportinternat in Bad Sooden-Allendorf hatte sie mit Kirche oder Religion wenig zu tun. Das änderte sich schlagartig, als sie in einer schlaflosen Nacht kurz vor dem Abitur 1984 in den Büchern ihrer Zimmergenossin stöberte. Dabei stieß sie auf die Bibel. Die Bergpredigt aus dem Neuen Testament beeindruckte sie so tief, dass sie sich taufen ließ und ein Jahr später bei den Vinzentinerinnen in Fulda ins Kloster eintrat. Damit war die Karriere als Leistungssportlerin zwar beendet, doch es folgte ein völlig neuer Abschnitt für die ungewöhnliche Ordensschwester.

Nach dem Studium der Religionspädagogik gründete sie 1994 ihre eigene Gemeinschaft, die "Kleine Kommunität der Geschwister Jesu". Diese widmet sich dem gemeinsamen Lobpreis in der Kommunität und versucht, die Kirche lebendiger zu gestalten. Für Schwester Teresa folgten immer mehr öffentliche Auftritte, Bücher und mehrere Musicals, die sie selbst schrieb und komponierte. Nebenbei ist sie Malerin, Manager-Trainerin, schreibt Gedichte, betreibt eine Kochshow auf YouTube und hat ihre eigene App mit inspirierenden Impulsen für den Tag. Lediglich den Leistungssport betreibt sie heute nicht mehr. Mit diesem Überblick über ihren Lebenslauf beginnt sie ihren Vortrag.

An alltäglichen Situationen, begleitet von Zitaten aus der Bibel, erklärt sie, wie Menschen heutzutage mit den Fehlern anderer und ihren eigenen umgehen und warum sie uns oft so bedrücken. Wie reagiere man zum Beispiel auf einen selbst verschuldeten Fehltritt bei der Arbeit? Würde man ihn zugeben und daraus lernen, oder doch lieber den Kollegen verantwortlich machen? "Es gibt keine Fehlerkultur mehr". Die Menschen lernten schon in der Kindheit, dass es schlecht sei, Fehler zu machen. Das mache es schwer, die eigenen Irrtümer zuzugeben und daraus zu lernen. Stattdessen suche man sich lieber einen Sündenbock. Im Gegenzug übe man viel Kritik an anderen und lobe sehr wenig. Schwester Teresas Geheimrezept für den befreienden Umgang mit Fehlern? Vergebung. Mitmenschen gegenüber, sowie sich selber. "Von einer fehlersuchenden Gesellschaft müssen wir zu einer fehlerfreundlichen Gesellschaft werden."

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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